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Inszenierungen im Raum

Immer noch Sturm, Hamburg

POSTED 24.03.2020
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von Thea Hoffmann-Axthelm, Ueberbühne

Für die Lessingtage am Hamburger Thalia Theater wurde Anfang 2020 das Stück „Immer noch Sturm“ von Peter Handke (uraufgeführt in einer legendären Inszenierung des mittlerweile verstorbenen Regisseurs Dimiter Gotscheff bei den Salzburger Festspielen 2011 und seitdem mit Preisen überhäuft) nochmal ausgegraben – und das ist ein wahres Theaterglück! Denn Jens Harzer ist als Handkes Alter Ego so bezwingend ehrlich und so direkt im Heraufbeschwören seiner Vorfahren-Geister, dass ich ihm und auch seinem Autor für die Dauer dieses Kunstgenusses alles vergebe: von der allgemeinen Verkorkstheit bis zur politischen Unterstützung eines gewaltverherrlichenden Diktators.

Peter Handke kennt „sein Leute“ wie sie im Stück genannt werden – und jetzt muss ich mich endgütlich als Fan outen, denn nur Wenige können so menschlich über Menschen schreiben wie er: Wie der Regisseur dem Text und den Spielern vertraut, die Spieler dem Regisseur und dem Text vertrauen, und wie sich so über die dreistündige Inszenierung eine Gedankenwelt auftut, ist schlichtweg grandios. Die Bühne von Katrin Brack, die mit gewohnt zurückhaltendem Maximalismus absolute Klarheit schafft, tut ihr Übriges: Auch Brack legt volles Vertrauen in die Akteure und „begleitet“ sie lediglich durch den Abend. Am Anfang ist (wie oft bei ihren Bühnen) nichts zu sehen. Dann wird die im Text als Lichtung mit einem Apfelbaum beschriebene Bühne betreten – zusammen mit den Spielern entfaltet dabei auch das grüne Konfetti seine omnipräsente Wirkung. Wobei es zunächst stark, dann schwächer weiterrieseln wird, bis es schließlich ganz aufhört und Jens Harzers Figur „seine Leute“ wieder gehen lassen kann. Dazwischen wundere ich mich darüber, wie viele Farben grünes Konfetti eigentlich annehmen kann und bin mir kurz nicht sicher, ob das Konfetti rieselt oder der Bühnenraum nach oben rauscht. Mir ist schlecht, mir ist zum Heulen zumute – und ich bin dankbar.

FACTS

Projekt:

Farm Fatale, München

Regie:

Dimiter Gotscheff (1943–2013)

Gestaltung:

Katrin Brack/Akademie der Bildenden Künste, München (DE)
> www.buehnenbildkostuem.blogspot.com

Standort:

Thalia Theater, Raboisen 67, Hamburg (DE)

Zeitrahmen:

seit 17.09.2011 (Premiere – eine Ko-Produktion mit den Salzburger Festspielen)

Produktion:

Thalia Theater GmbH, Hamburg (DE) > www.thalia-theater.de

Fotos:

Armin Smailovic, Hamburg (DE) > www.arminsmailovic.com