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Interviews

WOLFGANG MENARDI ÜBER MITSPIELENDE, POETISCHE RÄUME, INTUITION UND ÜBER ÄNGSTE

POSTED 29.05.2020
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„Eigentlich denke ich immer aus einer assoziativen, poetischen Dunkelheit heraus.“

 

Wolfgang Menardi, Wahlberliner aus Tirol, ist ein Spezialfall unter den Bühnenbildnern im deutschsprachigen Theaterraum. Denn er war lange Schauspieler und hat erst nach und nach angefangen, auch als Bühnenbildner zu arbeiten. Innerhalb kürzester Zeit wurde er jedoch zu einem der gefragtesten Akteure seines Metiers und fällt seit einigen Jahren mit einer unglaublichen Fülle an Projekten auf, die eine sehr anziehende Ästhetik auszeichnet – wobei nicht nur die Anzahl, sondern vor allem auch die Vielfältigkeit seiner Entwürfe schwer beeindruckt. Dementsprechend waren wir sehr gespannt darauf, was ihn antreibt, wie er über seinen Beruf denkt und wie er mit Raum umgeht – und entdeckten einen ungeheuer neugierigen und ehrlichen Künstler und Kollegen.

 

Die Fragen stellte Thea Hoffmann-Axthelm.

 

Wolfgang Menardi, während wir uns mit Deinem Portfolio beschäftigten, ist uns fast als erstes aufgefallen, dass Du sehr viel arbeitest. Das liegt wahrscheinlich mitunter daran, dass Du mit unterschiedlichen Regisseuren kooperierst – wie etwa Thorleifur Örn Arnarsson, Miloš Lolić, Thom Luz oder Yael Ronen, um nur einige zu nennen. Wie funktioniert dieses „sich jedes Mal neu einlassen“? Und dann auch noch bei dem hohen Tempo?

Grundsätzlich interessiert es mich immer, neue Arbeitszusammenhänge auszuprobieren. Ich treffe Entscheidungen eher aus dem Bauch heraus und lege dann dementsprechend fest, mit wem es mich interessiert, zusammen zu arbeiten. Ich bin außerdem überhaupt kein „Erfüllungsbühnenbildner“ und suche mir eigentlich immer Leute (oder die Leute suchen mich), die mir den größtmöglichen Freiraum lassen. Wenn das gegeben ist, kann ich mich total auf unterschiedliche Regie-Handschriften einlassen – selbst, wenn diese nicht immer unbedingt für das Theater stehen, das mich als Zuschauer am meisten interessiert. Ich denke dann, gerade das könnte doch spannend sein, wenn sich unterschiedliche Herangehensweisen oder Theaterästhetiken mischen. Zudem schaue ich mir an, wie andere Bühnen von früheren Projekten der jeweiligen Regisseurin oder des jeweiligen Regisseurs aussehen und überlege, was ich von mir dazugeben kann, das dann gemeinsam zu etwas Neuem wird.

 

Wie würdest Du Deine Arbeitsweise während der Entwurfsphase beschreiben?

Ich will am Anfang nicht zu viel wissen, sondern arbeite erst einmal alleine an einen Entwurf, den ich dann präsentiere. Ich bin nicht so gut mit Worten, also zeige ich lieber zu einem frühen Zeitpunkt eine Konzeption, die das beschreibt, was mich am jeweiligen Stück interessiert – auch, wenn sie noch nicht als Endprodukt, sondern vielmehr als Gesprächsangebot zu verstehen ist. Dieser erste Entwurf kann meistens viel zu viel, da ich versuche, alles in ein Bild zu packen. Also finden wir dann gemeinsam heraus, wo es Überschneidungen gibt oder Punkte, an denen Reibung entstehen oder etwas abstrahiert werden kann. Zum Glück lassen sich die meisten Regisseure, die ich bisher kennengelernt habe, auf diesen Prozess ein. Ansonsten stelle ich mir den Raum immer als Mitspieler vor – das ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass ich Schauspieler bin … – und bringe meistens relativ konkrete Ideen mit, wie damit gespielt werden kann – wobei ich versuche, sehr viele Spielmöglichkeiten zu schaffen.

Es gibt aber auch Projekte, bei denen dieser Prozess etwas schwieriger ist: zum Beispiel bei Stück-Entwicklungen, bei denen es noch gar keinen Text, sondern vielleicht nur ein Thema gibt. Das hatte ich in letzter Zeit oft, wie gerade bei „In My Room“ von Falk Richter am Berliner Maxim Gorki Theater. Da frage ich natürlich schon mal nach einem Ansatz, wenn ich nicht weiterkomme. Bei solchen Projekten habe ich andererseits aber auch gerade dadurch die größte Freiheit und eine ganz andere Verantwortung, weil ich der erste bin, der etwas abgeben also auch festlegen muss. Die Regisseure müssen dann mit meiner Setzung umgehen. Natürlich denke ich hier oft mit und weiß, dass sich der Inhalt noch in eine andere Richtung entwickeln kann, wie beispielsweise wenn ich mit Yael Ronen arbeite, wie jetzt gerade für „(R)Evolution“ am Hamburger Thalia Theater, wo es gut sein kann, dass sich das Thema während der Probenzeit um 180 Grad dreht. Dementsprechend versuche ich etwas zu entwerfen, was ich nochmal umarbeiten kann und was eine gewisse inhaltliche Flexibilität mitbringt.

 

Wenn Du sagst, Du hast beim Entwurf die Bespielbarkeit im Kopf, meinst Du das im Sinne von konkreten Szenen oder eher als allgemeines Spielangebot, vielleicht auch an Dich selbst?

Meist stelle ich mir mich selbst in dem Entwurf vor und frage mich, was ich darin machen würde – als Schauspieler. Ich denke darüber nach, was mir helfen oder was mir Hindernisse bieten würde, die ja für die Schauspieler immer das Beste sind. Ich sehe die Bühne einfach als einen weiteren Mitspieler. So spiele ich trotzdem noch mit (auch wenn nicht mehr als Schauspieler arbeite) und kann außerdem dramaturgisch und inhaltlich Einfluss nehmen. Mir gefällt, dass ich über die Räume eine weitere Bedeutungsebene legen kann, die der Regisseur vielleicht gar nicht mitbedenkt oder mitbedenken muss, und damit eine emotionale Komponente einbringe. Das gibt im besten Fall dem Ganzen noch ein zusätzliches Geheimnis. Und Geheimnisse sind genau das, nach dem ich oft suche. Denn meistens gibt es im Bühnenentwurf etwas, das sich nicht klar deuten lässt und ein Angebot sowohl an die Spielenden als auch an die Zuschauenden ist, die eigene Fantasie anzuwerfen. Mich interessiert die Subjektivität im Blick: Das Gesehene soll individuell erfahrbar sein. Eine Bühne, die ich in Bezug darauf gerne mag, ist die für „Lazarus“ am Volkstheater in Wien: Hier drehen sich plötzlich die Bühnen, da ist noch was und noch was zu entdecken, alles ist immer wieder neu – auch für mich. Bei diesem Entwurf wollte ich mich selbst überraschen und nicht alles zu Ende denken. Also habe ich Versatzstücke und Gedankenfetzen zum Stoff auf der Bühne realisieren lassen, und während der Proben miteinander kombiniert. Ich wollte eine Art Traumlogik erreichen, ohne schon vorher alles zu wissen. Erst jetzt, im Nachhinein, kann ich zu allem sagen, warum das genau so ist, wie es ist. Es hat mich total gefreut, zu merken, dass es sich ausgezahlt hat, mich auf meine Intuition zu verlassen.

 

Was würdest Du sagen, macht Dich bzw. Deine Arbeit – bei aller Unterschiedlichkeit der Projekte – am meisten aus?

Ich versuche stets eine poetische Annäherung an die Stücke und denke eigentlich immer aus einer assoziativen, poetischen Dunkelheit heraus. Mir geht es um Stimmung und Atmosphäre. Womit ich diese Atmosphäre schlussendlich erreiche, ist dabei immer anders: Zum Beispiel, indem einem realistischen Raum im Entwurf etwas eingeschrieben wird, was sich damit reibt – sei es eine Art Unlogik in der Weise, wie er bespielt wird oder eine Entfremdung des eigentlichen Zwecks. Oder aber es handelt sich um einen abstrakten Raum, der durch seine Bespielbarkeit wieder eine Konkretheit bekommt, was wiederum von einer poetischen Entrücktheit zeugt.

 

Was gibt es noch für Inhalte oder Themen, die Du mit Deiner Arbeit verfolgst?

Ich versuche oft, noch weitere Perspektiven auf etwas zu schaffen: beispielsweise einen inneren Zustand oder einen weiteren eigenen Assoziationsraum, der auch jenseits der Inszenierung funktionieren kann – einen Raum im Inneren eines Kopfes. „In My Room“ funktioniert vielleicht so: Das Bühnenbild ist eine Mischung aus einem realen Raum, den ich jedoch nicht verstehe: Es ist Sportplatz, aber auch Kirche und es stehen merkwürdige Figuren darin herum – wie in einer Familienaufstellung. Und dann gibt es eben noch die Schauspieler, die sich darin bewegen. Diese Komponenten ergeben immer neue Konstellationen und Verbindungen, obwohl es an sich Dinge sind, die erst einmal nicht zusammenpassen. Im Moment ist es genau dieses collagenartige Aufeinanderschichten, das mich am meisten interessiert. Ich benutze außerdem immer wieder Spiegel bzw. Spiegelungen, Verdopplungen und Verdreifachungen. Damit haben auch diese Skulpturen zu tun, die sich als Geister auf die Bühne schleichen. Womit wir wieder beim Thema Poesie wären … Dieser Versuch, einen Moment des Lebens einzufrieren bzw. zu konservieren, ist in seiner Vergeblichkeit einfach so unglaublich traurig und schön zugleich. Für mich hat das sehr viel mit Theater zu tun.

 

Welche Rolle spielt das Licht in diesen atmosphärischen und assoziativen Räumen?

Licht ist mir vom ersten Nachdenken an mit das Wichtigste, denn ich kann es gar nicht separat vom Raum denken. Deswegen gibt es auch bei fast allen meiner Entwürfe Licht-Einbauten. Mein Traum wäre ja (aber das ist sehr schwer durchsetzbar), überhaupt nicht mehr mit Scheinwerfern, sondern nur noch mit Lichtquellen auf der Bühne zu arbeiten. Dabei habe ich beispielsweise gar kein übermäßiges ästhetisches Faible für Leuchtstoffröhren, obwohl ich sie viel verwende. Ich liebe einfach die Klarheit, die dieses Licht auf der Bühne erzeugt. Durch nichts können bessere Rahmungen erzielt werden als durch Licht: Du kannst Grenzen setzen, das Geschehen von der Außenwelt abtrennen – oder zusammenführen. Es gibt nichts, was schneller verwandelt und auch nichts, mit dem sich mehr zaubern lässt. So.

 

Gibt es etwas, das Du durch die Arbeit über die Arbeit gelernt hast?

Oh ja: Ich habe gelernt, die technischen Gewerke und Werkstätten nie nur als ausführendes Organ Deiner Entwürfe anzusehen, sondern sie immer als Partner auf Augenhöhe zu betrachten. Und dass ein dickes Fell hilft, wenn es mal nicht so einfach ist. Als ich noch als Schauspieler gearbeitet habe, kannte ich die Mitarbeiter der technischen Abteilungen kaum. Diese Trennung zwischen „Kunst“ und „Technik“ finde ich schwierig, die wird aber an vielen Häusern praktiziert.

 

Wie schätzt Du die Situation unseres Berufsstands ein: Wie prekär oder angstbehaftet? Wie zukunftsträchtig? Bzw. mit welchen Schwierigkeiten auf der Kehrseite des Freiseins hast Du zu tun?

Es ist auf jeden Fall viel schwieriger als in einem festen Zusammenhang zu arbeiten. Es ist auch schwieriger abzuschalten, da Bühnenbildner mit den ganzen Deadlines und Abgaben sehr viel Verantwortung haben. Und dann gibt es immer wieder die Angst, dass einem nichts einfällt: Ich hatte schon schlimme Monate, weil ich mit einer Idee nicht zufrieden war. Und ich habe Versagensangst. Das liegt auch daran, dass ich im Moment Glück habe und mir keine Sorgen machen muss, ob ich genug arbeite, aber auch genau weiß, dass sich das schnell wieder ändern kann. Denn das hat ja nicht nur mit Können zu tun, sondern auch damit, wer gerade angesagt ist. Ich weiß, dass dies auch einen anderen Gang nehmen kann: Es werden zum Beispiel jüngere Bühnenbildner nachkommen, und dann geht es auch bei denen, die jetzt topaktuell sind, irgendwann wieder runter (außer bei recht wenigen Ausnahmen). Sich dessen bewusst zu sein, hilft, um dann gewappnet zu sein, wenn es passiert. Gerade habe ich aber das Glück, dass ich so verdiene, dass ich ganz gut davon leben kann. Aber die Gehaltsschere zwischen den Theatern ist unfassbar, und ich finde, dass es unter den Ausstattern und Szenografen zu wenig Transparenz gibt. Ich hätte zum Beispiel überhaupt kein Problem damit, zu sagen, was ich verdiene … Ansonsten ist das natürlich ein total prekärer Beruf und es gibt – genauso wie in anderen Branchen – einfach viel zu viele, die das gerne machen wollen. Das soll jetzt alles gar nicht negativ klingen, aber: Nehmt Euch in Acht bei der Berufswahl! Das würde ich schon sagen.

 

Was würdest Du auf einer Theaterbühne gerne mal sehen?

Ich würde gerne beobachten, dass diese Kluft zwischen Bildender Kunst, Bühnenbild, Raum, Performance und Theater schmilzt. Eigentlich war ich damals ganz neugierig, als es hieß, Chris Dercon übernimmt die Volksbühne Berlin. Ich wusste überhaupt nicht, was seine Beziehung zum Theater ist, aber ich dachte, die Kunstformen könnten sich ja gegenseitig befruchten, was ja leider gar nicht funktioniert hat. Aber das würde ich einfach gerne mal sehen, dass sich dies einlöst.

 

Und zu guter Letzt wollen wir natürlich auch wissen, wie die COVID-19-Pandemie Deine Arbeit beeinflusst hat bzw. weiterhin beeinflussen wird. Was würdest Du Dir für das Theater nach Corona wünschen?

Durch die sich zuspitzende Corona-Situation wurde ich im März 2020 mitten aus den Proben zu „Peer Gynt“ am Wiener Burgtheater gerissen und bin quasi über Nacht aus Österreich „geflohen“. Zu Beginn der Krise habe ich mich wie ein Kind oder Jugendlicher gefühlt, der etwas ganz Neues erfährt und ganz unbekannte Gefühle und Sensationen entwickelt. So etwas hatte ich lange nicht mehr und obwohl ich mir durchaus dem Ernst der Lage bewusst war, konnte ich eine Art Erregung in mir spüren, die mir aber auch Kraft gab. Es war wie ein Loch in der Zeit – ein „Reboot“ in meinem Leben. Ich habe versucht, das als Chance zu sehen und bin aufs Land gefahren, wo ich seit dem Beginn der Maßnahmen bin. Die erste Zeit konnte ich sogar genießen, da jeglicher sozialer und beruflicher Druck auf einen Schlag weg war und ich das Gefühl hatte, nicht produktiv sein zu müssen, sondern „staatlich“ Stillstand verordnet bekommen hatte, den ich mir selbst nicht gewährt hätte. Ich konnte und wollte nicht über Theater nachdenken, sondern über mich, mein Leben und vor allem darüber, was mein Leben bedeutet ohne dieses Medium, das doch einen Großteil meiner Lebenszeit einnimmt. Wer bin ich, wenn mir das Theater genommen wird? Was interessiert mich? Kann ich auf die Bestätigung verzichten? Auf das Erfinden, auf diese Flucht in andere Welten? Ich habe gemerkt, dass ich gar nicht mehr so genau weiß, wer ich bin, wenn mir das Theater genommen wird, da ich in den letzten Jahren zu viel gearbeitet habe. Darüber war ich erschrocken.

Irgendwann dachte ich, jetzt müsste ich weiterarbeiten, da ja noch ein paar Bauproben anstehen in dieser Spielzeit. Mein Kopf konnte sich aber nicht wirklich frei machen in dieser Situation. Meine Kreativität war auf einem Nullpunkt. Ich habe mich innerlich gewehrt, etwas zu erfinden, da ich immer dachte, das ist alles gerade nicht wichtig. Ich konnte mich nicht an den Computer, an ein Modell setzten oder in einem Stück lesen. Dann wurden Dinge abgesagt, Bauproben verschoben und auch jetzt höre ich fast jeden Tag, dass sich meine Proben und andere Termine verschieben werden, dass Bühnenbilder adaptiert und Stoffe neu überdacht werden müssen. Das sind natürlich Gründe von Außen, die es einem schwer machen, aber auch innerlich bin ich noch immer nicht bereit, zu „Business as usual“ zurückzukehren.

Aber ich bin überzeugt davon, dass wir als Bühnenbildner in der nächsten Zeit eine unglaublich wichtige Aufgabe bekommen werden: Nämlich herauszufinden, wie wir Räume konzeptionell neu denken können, um so – inhaltlich wie vor allem formal – auf die Beschränkungen, die auf uns zukommen, eingehen zu können. Mich interessiert es deswegen gerade sehr, diese „gefühlte Einschränkung“ als eine spannende Herausforderung zu sehen. Und genau das müssen wir nutzen, um den Regisseuren und Schauspielern Räume anzubieten, die nach diesen Regeln funktionieren, Hindernisse zu geben, Herausforderungen zu schaffen und im besten Fall ganz neue Möglichkeiten sowie neue räumliche und poetische Situationen zu erzeugen, die formal zwar mit den Gegebenheiten umgehen, ohne aber Corona bis ins Detail zu thematisieren. Daher habe ich mich gerade noch sehr davor gescheut, Bühnenbilder einfach so einzutüten, denn die Situation ändert sich dauernd und ich will partout nicht, dass ich etwas mache, das dann mit den neuen vorgegebenen Hygieneregeln irgendwie bespielt wird. Ich möchte etwas, das räumlich aktiv eingreift, das zum Beispiel Nähe ohne körperliche Nähe zulässt. Hier gibt es tausend Möglichkeiten.

Dennoch fühle mich gerade etwas gelähmt, da ich diesbezüglich zu wenig Informationen von den Theatern bekomme, die ja auch alle in einer merkwürdigen Situation stecken. Also versuche ich jetzt auch meine Bauproben alle weiter nach hinten zu verschieben. Zwei große Projekte sind abgesagt, ein anderes unbegrenzt verschoben. Verträge lassen auf sich warten und Theater reagieren nicht auf Fragen meinerseits. Die Verschiebung einzelner Positionen könnte es mir unmöglich machen, alle vereinbarten Stücke zu realisieren. Es wäre toll, wenn die Theater jetzt umso transparenter in ihren Vorgängen wären. Und gerade jetzt sollten wir Bühnenbildner eigentlich für diese Theater eine Position darstellen, die wirklich einen absolut wichtigen Beitrag leisten kann für ein Theater in dieser Zeit. Aber gerade scheinen wir für die Theater keine Priorität zu haben. Leider …

 

Wolfgang Menardi, vielen Dank für das sehr ehrliche Gespräch!

 

Zur Person

Wolfgang Menardi, Jahrgang 1977, war nach seinem Schauspiel-Studium an der Otto Falckenberg Schule München bei den Münchner Kammerspielen, am Théâtre National de la Colline Paris, am Théâtre National de Strasbourg, am Thalia Theater Hamburg, am Schauspiel Köln und bei der Ruhrtriennale engagiert. Bis 2012 war er Ensemblemitglied des Bayerischen Staatsschauspiels München, seit 2012 arbeitet er freischaffend. 2005 begann er ein Studium der Architektur an der Universität der Künste Berlin und so entstanden parallel zu seiner Tätigkeit als Schauspieler ab 2007 Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildner. Für die Ausstattung von Goethes „Urfaust“ (2014) und für das Bühnenbild von „LSD – Mein Sorgenkind“ (2015) wurde er in der Fachzeitschrift Theater heute als bester Nachwuchskünstler und Bühnenbildner nominiert.

FACTS

Kontakt:

Wolfgang Menardi über schaefersphilippen | Theater und Medien GbR, Köln (DE) > www.schaefersphilippen.de/kuenstler_in/wolfgang-menardi/

Foto:

Wolfgang Menardi, Berlin (DE)
Bühnenbilder: 2-4 „In My Room“, © Wolfgang Menardi, Berlin (DE)
4-9 „(R)Evolution“, © krafft angerer fotografie, Hamburg (DE) > www.krafft-angerer.de
10-13 „Lazarus“, © Wolfgang Menardi, Berlin (DE)