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Inszenierungen im Raum

Fragmente | ein digitaler Freischütz

POSTED 01.07.2019
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Digitale Technologien durchdringen nahezu all unsere Lebensbereiche: Sei es Industrie 4.0, autonom fahrende Autos oder künstliche Intelligenzen in unseren Smartphones – angesichts der zunehmenden digitalen Verschaltung ist es umso verwunderlicher, dass Theatermacher und Publikum den Bühnenraum nach wie vor als analoge Oase anzusehen scheinen, in der es noch klassisch und handgemacht zugeht. Diesen Widerspruch jedoch bringen Marcel Karnapke und Björn Lengers aka CyberRäuber mit ihren Theaterprojekten nahezu zum Verschwinden: Die Berliner Medienkünstler arbeiten kunstvoll mit VR-Datenbrillen ohne dabei die analoge Inszenierung einem digitalen Spiegel gleich zu reproduzieren. Vielmehr integrieren sie die medialen Eigenheiten der neuen Technologien in die konzeptuelle Entwicklung, um auf diese Weise neue theatrale Zugänge hervorzubringen. So nähern sich die Kreativen in ihrer neuesten Inszenierung „Fragmente | ein digitaler Freischütz“, die in Co-Produktion mit dem Staatstheater Karlsruhe, dem Landestheater Linz und dem ZKM – Zentrum für Kunst und Medien entstand, der Oper von Carl Maria von Weber auf fragmentarische Weise: Im Gegensatz zur linearen Erzählung des Stücks, das zeitgleich im realen Theaterhaus aufgeführt wird, setzt die digitale Freischütz-Version in vier je 15-minütigen, voneinander losgekoppelten Episoden motivische Schwerpunkte und schafft neue interaktive Zuschauerwelten. Entsprechend begegnen die Besucher, nachdem sie sich im Theater-Foyer mit einer VR-Brille ausgestattet haben, im virtuellen Raum dem Protagonisten Kaspar am Ende eines Dornenkranzes, folgen Ännchen durch ein Labyrinth oder besuchen Agathe in einem virtuellen Wald. Musikalisch untermalt wird die digitale Oper von eigens dafür angefertigten Tonaufnahmen ausgewählter Stücke aus dem Freischütz, die teils klassisch, teils aber auch progressiv zu einem dreidimensionalen Raumklang komponiert wurden.

Eine Gegenüberstellung oder gar Bewertung von analoger und digitaler Inszenierung ist schwer wenn nicht gar unmöglich. Sicherlich kann es nicht das Ziel sein, das alte Format mit dem Neuen zu ersetzen und dies als „Theater der Zukunft“ zu proklamieren. Vielmehr geht es um die Ausdifferenzierung verschiedener, medial vermittelter Zugangsmöglichkeiten – seien sie nun physisch-traditionell oder virtuell –, die sich wechselseitig befragen und ergänzen und so eine (selbst-)reflexive Theatererfahrung ermöglichen.

FACTS

Projekt:

Fragmente | ein digitaler Freischütz, Karlsruhe

Gestaltung/Regie:

Marcel Karnapke und Björn Lengers/CyberRäuber, Berlin (DE) > www.vtheater.net

Dramaturgie:

Deborah Maier/Badisches Staatstheater Karlsruhe, Karlsruhe (DE) > www.staatstheater.karlsruhe.de

Akteure:

Konstantin Gorny, Ina Schlingensiepen, Agnieszka Tomaszewska, Matthias Wohlbrecht

Standort:

Badisches Staatstheater Karlsruhe, Karlsruhe (DE) > www.staatstheater.karlsruhe.de

Zeitrahmen:

26.04.2019–14.07.2019

Fotos:

Marcel Karnapke und Björn Lengers/CyberRäuber, Berlin (DE) > www.vtheater.net