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Ausstellungsgestaltung

Fremde Heimat – Flucht und Exil der Familie Mann | Buddenbrookhaus

POSTED 12.08.2016
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Literatur räumlich inszenieren, sie begeh- und erlebbar machen – dieser Aufgabe stellt sich das Buddenbrookhaus in Lübeck. Mit Blick auf die geplante Umgestaltung der Gedenkstätte werden bis 2018, vier Labor-Ausstellungen realisiert und darin neue Formate erkundet. Eine dieser Ausstellungen ist die aktuelle Schau „Fremde Heimat – Flucht und Exil der Familie Mann“. Jene widmet sich den literarischen Welten Thomas Manns sowie den Erlebnissen seiner Familie, die viele Parallelen zu den Geschichten Manns aufweisen. Zugleich wird hier die spannende Frage gestellt: Wie lassen sich Biografie, Zeitgeschichte und Literatur museal aufbereiten und gleichsam emotional vermitteln?

Übernommen wurde die Ausstellungsgestaltung von der jungen, norddeutschen Agentur drej. Im Zuge der inhaltlichen wie gestalterischen Auseinandersetzung mit dem literarischen Stoff entwickelte das drei köpfige Team dabei diverse partizipative Strategien, um die Besucher emotional einzubinden und an den literarischen Texten teilhaben zu lassen. Dies gelingt unter anderem durch die Inszenierung jeweiliger Schlüsselszenen innerhalb verschiedener „Literaturinseln“: Hier können die Besucher in atmosphärische Räume eintauchen und in die Rolle des Autors schlüpfen. Oder sie werden ähnlich zu den Figuren der Novellen manipuliert und gelenkt sowie selbst zu Akteuren des Geschehens. In einem der Räume hängt beispielsweise ein Theaterspiegel, in den die Besucher blicken und sich dabei in der Rolle des „Mephisto“ betrachten können. Wenig später stellen sie jedoch fest, dass es sich um einen Spionspiegel handelt und sie aus der Perspektive des anklagenden Klaus Manns beobachtet wurden. Mithilfe der Raumanordnung kreieren die Gestalter an dieser Stelle so den Überraschungsmoment.
Insgesamt orientiert sich die Ausstellungsarchitektur in ihrer Formensprache und im verwendeten Material an Frachtkisten und Plakatwänden und greift damit die Thematik der Mobilität in einfacher aber wirkungsvoller Weise auf. Die Museumsräume erinnern teils an temporäre Unterkünfte, deren Charkteristika das Einfache, Praktische und Provisorische sind. Auch die grafische Arbeit folgt dieser Ästhetik: Tagebucheinträge, Briefzitate und stilisierte Propaganda-Plakate werden direkt auf die Wände gekleistert und teilweise mit gesprühten Überschriften und Symbolen versehen.

„Fremde Heimat“ kann bis Januar 2017 besucht werden und ist eine Ausstellung, die nicht etwa verstaubte Geschichten erzählt, sondern – ganz im Gegenteil – Verbindungen zu aktuellen Ereignissen unserer eigenen, realen Lebenswelt herstellt – und das auf eine erfrischend kreative und neue Weise.

FACTS

Projekt:

Fremde Heimat – Flucht und Exil der Familie Mann, Lübeck (DE)

Gestaltung:

drej GbR, Hamburg (DE) > www.drej-design.de

Projektteam:

Marco Störmer, Hamburg (DE) > www.studio-flumen.com
Marian Regdosz, Carsten Wiese, Hamburg (DE)
Moritz Müller, Hamburg (DE)

Standort:

Buddenbrookhaus, Lübeck (DE) > www.buddenbrookhaus.de

Zeitrahmen:

11.06.2016 – 08.01.2017

Auftraggeber:

die LÜBECKER MUSEEN Kulturstiftung Hansestadt Lübeck, Lübeck (DE) > die-luebecker-museen.de/

Fotos:

1 – 3, 6,7, 9 – 13 Buddenbrookhaus, Lübeck (DE) > www.buddenbrookhaus.de
4,5,8 drej GbR, Hamburg (DE) > www.drej-design.de