Ausstellungsgestaltung
Museum Tiroler Bauernhöfe
Zum 40-jährigen Jubiläum des Museums Tiroler Bauernhöfe haben die Stuttgarter Gestalter von Atelier Brückner das gesamte Areal der Kramsacher Freilichtausstellung überarbeitet und mit einer konsequenten Erzählstruktur versehen. Der Rundgang durch die historischen Bauten auf dem – über achteinhalb Hektar verlaufenden und 3,2 Kilometer langen Pfad, bietet nun noch greifbarere Einblicke in das historische Landleben Tirols.
Im Eingangsgebäude wird den Besuchern ein Einblick in die Geschichte des Freilichtmuseums und damit auch in die Translokation der historischen Höfe ermöglicht. Die ursprünglichen Standorte können dabei auf einer Landkarte Tirols nachempfunden werden, während die kompakte museale Anordnung der Bauwerke über eine zentrale Bodenkarte mit ergänzenden dreidimensionalen Modellen vermittelt wird. In den aktuell 37 historischen Gebäuden auf dem Areal des Museums liegt der Fokus nun auf den vier großen Themen „Landschaft“, „Wirtschaft“, „Gemeinschaft“ und „Herrschaft“. Zu jedem dieser primären Bereiche haben die Gestalter einen modernen Pavillon errichtet, in welchem sich die Verbindung von Geschichte, Umgebung und Themenabschnitt manifestiert. Die Bauten aus lichtdurchlässigen Lärchenkanthölzern ergeben darüber klare Orientierungspunkte im weitläufigen Museumsgebiet sowie in der Vermittlung der Inhalte. Dabei sind sie im Holz der zwischen 1550 und 1720 erbauten Höfe gehalten, weshalb sie sich – vermehrt im Zuge der Witterung – in die bauliche Gesamtheit dezent eingliedern. Durch die Pavillons ist es zudem möglich, das Interesse der Besucher über informierende Aluminiumtafeln auf die einzelnen Leitgedanken zu fokussieren.
Optisch stechen im Gesamtbild jedoch vorrangig die mit angemessenem Abstand zu den Gehöften verteilten Tafeln und Infografiken als farbige Elemente hervor. Durch ihre moderne Beschaffenheit wird erneut auf die Historizität der umgebenden Gebäude verwiesen. Die Gestalter schaffen so einen Kontrast der natürlichen Gegend zu den Tafeln und Grafiken. Mithin entsteht für beide Seiten die notwendige Aufmerksamkeit. In den Höfen selbst werden die in den Pavillons angesprochenen Aspekte aufgegriffen und spürbar gemacht durch die eindrucksvolle historische Authentizität sowie filmische Projektionen, in denen Protagonisten persönliche Geschichten aus dem Leben auf den Anwesen erzählen – beispielsweise zur Problematik des Erbrechts. Zusätzlich zur sehr nahen Vermittlung anhand von Umgebung und Videoprojektionen, finden sich interaktive Stationen auf den Bauerngütern, wodurch besonders die jungen Besucher dazu aufgefordert sind, einzelne Faktoren der übergeordneten Themen persönlich zu erkunden. Anhand einer Waage und eines Schicksalsrads wird etwa die Frage nach der Erbverteilung erfahrbar. So präsentiert sich das weitläufige Freilichtmuseum als eine Einheit, in der geschichtliche Inhalte einfach und intensiv von den Besuchern erwandert und erfasst werden können.