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Ausstellungsgestaltung

KUNSTVOLL! „WARE & WISSEN“

POSTED 13.10.2015
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von Anne Horny

Objektivität gibt es nicht! Schon gar nicht, wenn es darum geht, Ausstellungen zu machen. Aus diesem Grund wollten Dr. Clémentine Deliss und Dr. Yvette Mutumba – Kuratorinnen der Ausstellung „Ware & Wissen“ (or the stories you wouldn’t tell a stranger), die bis Januar 2015 im Frankfurter Weltkulturen Museum zu sehen war – ihre Schau auch als eine Geschichte unter vielen verstanden wissen, die zu den hier ausgestellten Objekten erzählt werden kann. Da es im 1904 gegründeten Museum keine Dauerausstellung gibt, werden in jede neue Wechselausstellung zeitgenössische künstlerische Positionen integriert, mit denen experimentell nach neuen Sichtweisen auf die Sammlung gesucht sowie die Ethnologie als Wissenschaft ergründet werden soll. Dementsprechend hinterfragte Museumsleiterin Deliss mit dieser Ausstellung die Historie ethnologischer Beutezüge und unterzog damit zugleich die Geschichte des Frankfurter Museums einer Selbstanalyse: In der Institution wurde ethnologische Forschung oft mit dem Argument gerechtfertigt, man müsse die fremden Kulturen besser kennenlernen, um erfolgreiche wirtschaftliche Handelsbeziehungen mit ihnen aufbauen zu können. Aber welche Wertesysteme standen hinter dem Sammeln, Registrieren und Fotografieren von Objekten und Menschen? Welcher Art war vor allem das Interesse des Museumsgründers Dr. Bernhard Hagen, der unzählige männliche Genitalien und nackte Körper fotografierte und archivierte? Um Antworten auf solch schwierige Fragen zu finden und an die Museumsbesucher weiterzugeben, ist neben wissenschaftlichem Mut eine behutsame und kluge Szenografie gefragt, welche die Kuratorinnen gemeinsam mit Künstlern und Gestaltern für jede Ausstellung neu entwickeln: Anstatt beispielsweise die irritierenden Fotografien Hagens im Archiv zu vergraben – was einem Verschweigen der historischen Praxis gleichkäme – werden sie dem Publikum in stark erhöhten Schaukästen zugänglich gemacht, die ein aktives Vornüberbeugen erfordern. Mit diesem bewussten Bruch mit einer „normalen“ Vitrinensituation wird so die Frage nach der moralischen Rechtmäßigkeit dieser Fotografien und ihrer Präsentation gestellt, um den Menschen, deren Körper hier abgebildet sind, posthum wenigstens ein bisschen Würde zurückzugeben …

FACTS

Projekt:

Ware & Wissen, Frankfurt am Main (DE)

Kuratorinnen:

Dr. Clémentine Deliss und Dr. Yvette Mutumba

Beteiligte Künstler:

Peggy Buth, Minerva Cuevas, Luke Willis Thompson, David Weber-Krebs

Standort:

Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29-37, Frankfurt am Main (DE) > www.weltkulturenmuseum.com

Zeitrahmen:

16.01.2014 – 04.01.2015

Fotos:

Wolfgang Günzel, Offenbach (DE) > www.guenzel-rademacher.com