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Inszenierungen im Raum

Fidelio, Wien

POSTED 19.05.2020
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An hochkarätiger Besetzung mangelte es der Neuinszenierung von „Fidelio“ im Theater an der Wien nicht. Denn niemand geringerer als der Oscar-preisgekrönte Schauspieler Christoph Waltz führte die Regie für Ludwig van Beethovens einzige Oper. Anlässlich des 250. Geburtstags des Komponisten sollte an eben jenem Ort, wo die zweite Fassung des musikalischen Werks im Jahr 1806 Premiere feierte, das Stück erneut zur Aufführung kommen. Dabei besticht die Inszenierung durch einen starken Kontrast zwischen der in Gold getauchten Wärme des historischen Theaterbaus und dem modernen Minimalismus des Bühnenbilds: In enger Zusammenarbeit mit Frank Barkow von Barkow Leibinger Architekten entwickelte Christoph Waltz eine Szenografie, die eben jene Themen des Stücks – Erlösung, Freiheit und Aufbegehren gegen politische Ungerechtigkeit – reflektiert und zugleich durch ihre räumliche Abstraktion Musik und Handlung in den Vordergrund stellt. Und so füllen mehrere verzerrte Doppelhelices die Höhe und Breite des Bühnenraums nahezu gänzlich aus. Die stufenförmige, topografische Landschaft, die an ein modernes piranesisches Labyrinth oder die unendliche Penrose-Treppe M. C. Eschers erinnert, öffnet sich nach oben hin zu einer zentralen elliptischen Blende, die zugleich als Lichtquelle dient. Die unteren Ebenen des Bühnenbilds sind hingegen durch Aushöhlungen und Überhänge geprägt, die den Sängern verschiedene Auf- und Abgänge ermöglichen – wobei der Aufbau nicht wie eine flächige Kulisse funktioniert, sondern vielmehr wie eine dreidimensionale Raumskulptur, die sich perspektivisch verändert – je nachdem, von welcher Position aus sie im Zuschauerraum betrachtet wird. Unterstrichen wird die skulpturale Wirkung vom reduzierten sowie dramatischen Lichtkonzept aus der Feder von Henry Braham. Im Zusammenspiel mit dem abstrakten Grau des Aufbaus sowie den minimalistisch-modernen Kostümen von Judith Holste erzeugen die nahezu unmerklich changierenden Farbnuancen der LED-Lichter gepaart mit dem klassischen Theater-Scheinwerferlicht eine Spannbreite wechselnder Szenerien – von der bedrückenden Dunkelheit eines Kerkers in Sevilla bis hin zur gleißenden Helligkeit des Gefängnishofes.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurden die sechs geplanten und restlos ausverkauften Aufführungen kurz vor der Premiere abgesagt. Eine Fernsehaufzeichnung und die fotografische Dokumentation zweier Proben machen das „unsichtbare“ Werk nun dennoch einem breiteren Publikum sichtbar.

FACTS

Projekt:

Fidelio, Wien

Regie:

Christoph Waltz, Berlin/Los Angeles (DE/US)

Gestaltung/Bühne:

Barkow Leibinger Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin (DE) > www.barkowleibinger.com

Standort:

Linke Wienzeile 6, Wien (AT)

Zeitrahmen:

29.03.2020 (Premiere)

Produktion:

Theater an der Wien, Wien (AT) > www.theater-wien.at
www.myfidelio.at

Fotos:

Monika Rittershaus, Berlin (DE) > www.monikarittershaus.de