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Ausstellungsgestaltung

WHITEOUT

POSTED 15.08.2019
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Ein schier grenzenloser, weißer Raum, mittendrin performende Künstler, die Zuschauer nähern sich beobachtend, körper- und geräuschlos, den Zugang schafft allein eine VR-Brille: Als weltweit erste Virtual-Reality-Gruppenausstellung zur zeitgenössischen Performance-Kunst wird die Schau des Kuratoren-Kollektivs New Scenario im NRW-Forum Düsseldorf vollmundig angekündigt. Der Anspruch der beiden Kreativen Paul Barsch und Tilman Hornig hier die „Ersten“ zu sein, lässt natürlich so etwas wie eine Programmatik oder Vision hinter dem Format erwarten. Die Berliner Künstler haben es sich dabei zur Aufgabe gemacht, mit ihrer dynamischen Plattform narrative Settings abseits des „White Cube“ zu konzipieren, diesen mit konzeptuellen zeitgenössischen Ausstellungsformaten zu verlassen und damit zu hinterfragen.

Dementsprechend stellt sich ihre Ausstellung „Whiteout“ nun dem offenen Widerspruch von Performance-Art – eine seit den späten 1960er-Jahren existierenden Kunstform, die Elemente und Theorien der Bildenden sowie der Darstellenden Künste vereint und maßgeblich von der Anwesenheit und Körperlichkeit von Performenden und Publikum ausgeht – und virtuellem Raum, in dem diese Performance-Arbeiten wiedergegeben werden, ohne dass ebenjener Austausch stattfinden kann. Dabei kommen bzw. fokussieren sich die drei „ausstellenden“ Künstler mit ihren Arbeiten – Christian Falsnaes mit „Studio“, Va-Bene Elikem Fiatsi mit „wounNded-wouNd“ und Maria Hassabi mit „STAGED?“ – ursprünglich auch auf die eigene als auch die Anwesenheit des Publikums. Wobei die Ausnahme in diesem Fall die Arbeit von Christian Falsnaes bildet, der speziell für diese Ausstellung seine eigentliche Performance so umgebaut hat, dass der Produktionsprozess ersichtlich wird. Die so dargestellten Werke fordern damit nicht nur das Publikum heraus: Auch „Kunstwerk“ und Performance-Künstler stellen sich hier einer neuen Kontextualisierung und Wahrnehmung. Die stilprägenden Charakteristika der Performance-Art – Körperlichkeit, (Selbst-)Verortung und Zeitlichkeit – werden in dieser Anordnung folglich diffus bzw. komplett aufgelöst.

Der Titel „Whiteout“ ist dem gleichnamigen Wetterphänomen entnommen, bei dem sich (meist im alpinen Raum) Schnee, Nebel oder Wolken so schnell verdichten, dass sich die umliegende Landschaft darin scheinbar auflöst. Was im Kunst-Kontext faszinierend und metaphorisch nutzbar erscheint, kann für Wanderer oder Kletterer beängstigend und tatsächlich gefährlich für Leib und Leben werden. Als Besucher oder Rezipient der Ausstellung fällt allerdings eher die Abwesenheit von Leib (und vielleicht auch ein bisschen Leben) auf: Mit Eintritt in den virtuellen Raum geistern die Zuschauer durch den „White Space“ ohne Kontakt mit sich selbst (es gibt keinen Avatar) oder anderem Publikum: Die Kunst kommt in gewisser Weise „aus der Dose“ und schert sich nicht um die Anwesenheit des Rezipienten. Hypervoyeurismus, Entkörperlichung und Vereinzelung sind Stichworte, die einem hier einfallen und die vor allem auf die dystopische Seite der neuen VR-Technologien und generell digitaler Kulturen referieren. Schade ist, dass in diesem Kontext die ausgestellten „Kunstwerke“ zur bloßen Variablen reduziert werden, da sie sich nicht pro-aktiv zur technologischen Klammer verhalten (können), obwohl sich ihre eigentlichen Arbeiten oft mit Gesellschaft, Geschlecht oder Machtverhältnissen auseinandersetzen.

FACTS

Projekt:

Whiteout, Düsseldorf

Gestaltung:

New Scenario, Berlin (DE) > www.newscenario.net

Standort:

NRW-Forum Düsseldorf, Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf (DE)

Zeitraum:

19.07.2019–10.11.2019

Auftraggeber:

NRW-Forum Düsseldorf, Düsseldorf (DE) > www.nrw-forum.de

Fotos:

New Scenario / NRW-Forum Düsseldorf, Düsseldorf (DE) > www.nrw-forum.de
Katja Illner / NRW-Forum Düsseldorf, Düsseldorf (DE) > www.nrw-forum.de