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Neue Welten

Deep Web

POSTED 14.08.2019
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Grüner Code auf schwarzem Grund, unheimliche Algorithmen und verzerrte Modem-Klänge: Beim Wort „Deep Web“ kommen schnell die unterschiedlichsten Assoziationen auf, die jedoch allesamt recht wenig mit der Realität zu tun haben. Was genau ist das also, dieses „Deep Web“? Um jenes digitale Phänomen zu verstehen, hilft die Metapher eines Eisbergs: Das „Clear Web“ oder „Surface Web“  – also das Internet wie wir es mit seinen Suchmaschinen, Online-Shops und Blogs kennen – stellt in diesem Fall nur die kleine sichtbare Spitze eines gigantischen Eisbergs dar. Unter der Wasseroberfläche liegt das sogenannte Deep Web, das in seinem Datenvolumen fast 500 Mal größer ist. Darunter werden sämtliche nicht indexikalisierten Bereiche des Internets wie etwa Datenbanken oder Archive verstanden, die entsprechend nicht offiziell über herkömmliche Suchanfragen gefunden werden können. Einen weiteren kleinen Teil im „Deep Web“ stellt wiederum das „Darknet“ als sozusagen tiefster Ausläufer des Eisbergs dar – ein anonymer, verschlüsselter Bereich des Webs, der nur über spezielle Software erreicht werden kann und der keiner staatlichen Kontrolle unterliegt.

Diese Internet-Architektur diente nun als konzeptionelle Grundlage für die immersive, audiovisuelle Installation und Live-Performance „Deep Web“ des Lichtkünstlers Christopher Bauder und des Komponisten Robert Henke. In der spektakulären Industrie-Kulisse des Kraftwerks Berlin – ein ehemaliges Heizkraftwerk der 1960er-Jahre – können Besucher jenes digitale Phänomen synästhetisch erfahren: in Form einer amorphen, begehbaren Skulptur aus animierten Lichtlinien und multidimensionalen Klängen. Hierfür erschuf Christopher Bauder eine architektonische Super-Struktur aus 175 motorisierten Kugeln und zwölf Hochleistungslasern mit 30 Metern Länge, 20 Metern Breite und zehn Metern Höhe. Durch die Lichtlinien und Reflexionspunkte entsteht so eine visuell beeindruckende Analogie zu digitalen Netzwerken mit ihren Knotenpunkten und endlosen Verbindungen. Die von Hochpräzisionslasern angestrahlten Kugeln bewegen sich dabei – gesteuert von einem millimetergenauen Windensystem – in synchroner Choreografie zu der mehrkanaligen Komposition von Robert Henke und zeichnen architektonische Lichtskulpturen sowie temporäre kinetische Arrangements in die ausladende Dunkelheit. Auf diese Weise entsteht eine Raumstruktur in ständigem Wandel, Netzwerke formen sich neu und lösen sich wieder auf. „Deep Web“ bleibt flüchtig und immer in Bewegung – eine Vision, die für kurze Momente reale Form annimmt und – wie wir aus eigener Erfahrung sagen können – definitiv einen Besuch wert ist. Danke Christopher Bauder und Robert Henke für diese wirklich beeindruckende Inszenierung!

FACTS

Projekt:

Deep Web, Berlin

Gestaltung:

Christopher Bauder, Berlin (DE) > www.christopherbauder.com

Gestaltung (Sound):

Robert Henke, Berlin (DE) > www.roberthenke.com

Standort:

Kraftwerk Berlin, Köpenicker Straße 70, Berlin (DE)

Zeitrahmen:

12.07.2019–23.08.2019

Auftraggeber:

Schaltraum Berlin GmbH, Berlin (DE) > www.kraftwerkberlin.de

Fotos:

Ralph Larmann, Hadamar (DE) > www.larmann.com