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INSIGHTS – Monster im Kopf

POSTED 03.05.2019
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Nochmal eben ein weiteres Mal schauen, ob der Herd auch wirklich aus beziehungsweise das Auto auch wirklich abgeschlossen oder die Hände gründlich genug gewaschen sind: Jeder kennt diese Verhaltensweise entweder von sich selbst oder von einem Bekannten. Augenzwinkernd wird sie oftmals als Tick oder Spleen bezeichnet, die zum Leben dazu gehört und erstmal völlig „normal“ erscheint. Beeinträchtigen diese Handlungen aber zunehmend den Alltag und das Wohlbefinden eines Menschen, können sie krankhaft werden und zu Zwangsstörungen und psychosomatischen Beschwerden führen. Damit dieses Tabu-Thema mehr Aufmerksamkeit erhält, haben Studierende der Hochschule der Medien in Stuttgart im Rahmen der Media Night eine multimediale Installation entwickelt, die den Besuchern eine interaktive Auseinandersetzung mit der Problematik ermöglicht.

Um das breite Feld an Zwangsstörungen und anderen Krankheiten, die für Außenstehende nicht sofort erkennbar sind, einzugrenzen, entschieden sich die Studierenden nach gründlicher Recherche und in Zusammenarbeit mit Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten dazu, die Erkrankung einzelner Zwangshandlungen mit der Folgeerscheinung der Migräne darzustellen. Dabei werden die Besucher durch einen Rundgang geführt, bei dem sie den morgendlichen Alltag eines Menschen mit Zwangsgedanken durchlaufen. Wie ein gewöhnlicher Wohnraum sind die Räumlichkeiten des Rundgangs gestaltet, eingerichtet mit einfachen Möbelstücken. Diese sind zugleich die verschiedenen Stationen, an denen die Besucher interaktiv eingebunden werden, um ausgewählte Zwangshandlungen nachempfinden zu können. So müssen sie beispielsweise Tassen in einem Regal sortieren oder die Schubladen einer Kommode öffnen, um den Inhalt auf Vollständigkeit zu überprüfen. Diffus wirkende Sätze, die den Erkrankten während seiner Handlungen begleiten, werden dabei über einen Raumton eingespielt und stärken die Inszenierung als auditives Element. Die Besucher können zunehmend in die Gefühlswelt des Betroffenen eintauchen und nehmen mehr und mehr die Rolle des Protagonisten ein. Haben sie all die Aufgaben an den Möbelstationen erfüllt, kommen sie in einen Raum, der die Umgebung vor der Haustür des Wohnraums darstellt. Eigentlich sollte nun der Weg zur Arbeit folgen. Stattdessen werden die Gäste allerdings wieder und wieder in den scheinbar gleichen Wohnraum geführt, wo sie die Zwangshandlungen nochmals durchführen müssen, um weiter zu kommen. Dass der Stresspegel dabei immer weiter ansteigt, wird durch zusätzliche Effektlichter und Geräuschkulissen im Raum deutlich. Auftretende Migräneerscheinungen und panische Gedanken werden durch eine Projektion mit zunehmend verschwommenen und verzerrten Bildern visualisiert. Insgesamt dreimal müssen jene Handlungen wiederholt werden bis die Besucher der verwirrenden Gedankenwelt entkommen. Je nachdem, wie sehr sie sich dabei auf das Erlebte einlassen, durchleben sie selbst ein Wechselbad der Gefühle und Gedanken, um die Wahrnehmung eines an Zwangsstörungen Erkrankten besser begreifen zu können. Damit haben die Studierenden viel Feingefühl im Umgang mit diesem sensiblen Thema bewiesen und die Produktion „INSIGHTS – Monster im Kopf“ gibt einen wertvollen Einblick in ein Leben, das stark fremdbestimmt zu sein scheint.

FACTS

Projekt:

INSIGHTS – Monster im Kopf, Stuttgart

Gestaltung:

Studierende der Hochschule der Medien, Stuttgart (DE) > www.hdm-stuttgart.de

Standort:

Hochschule der Medien, Nobelstraße 10, Stuttgart (DE)

Zeitrahmen:

31.01.2019

Fotos:

Hochschule der Medien, Stuttgart (DE) > www.hdm-stuttgart.de