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Film- & Bühnenarchitektur

Filmrezension „Zoomania“

POSTED 07.07.2016
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PLOT war im Kino! Der neue Animationsfilm der Walt Disney Company unter der Leitung des ehemaligen Pixar-Teams heißt „Zoomania“ und beschreibt ein Utopia der Tiere. Hier leben Jäger und Beutetiere in friedlicher Koexistenz und haben sich von den Fesseln tierischer Instinkte losgesagt – allein diese Idee bietet Projektionsfläche für viele Fragen unserer Zeit! Nach einigen schwächeren Animationsfilmen aus großen Produktionshäusern sind wir misstrauisch, doch die weltberühmte Unterschrift und ihr Versprechen, anspruchsvolle Unterhaltung für die ganze Familie zu liefern, locken uns – wie so oft – ins Kino. Und diesmal wurde das Versprechen mehr als gehalten …

von Alexander Bischoff

Zoomania ist der Name der Hauptstadt einer utopischen Welt der Tiere, in der alle Geschöpfe – egal wie unterschiedlich sie sind – friedlich zusammenleben. Der große Schritt, der hierfür notwendig war, wurde dabei von den Raubtieren geleistet: Die Jäger haben ihren Jagdinstinkt abgelegt und leben nun friedlich mit ihren ehemaligen Beutetieren in trauter Gemeinschaft. Im Handlungsverlauf der Geschichte wird diese wertvolle, höhere Ordnung auf gesellschaftlicher, physischer und persönlicher Ebene behandelt sowie oft in Frage gestellt.

Dabei wird anhand des Set-Designs eine meisterliche Blaupause für eine fabelhafte Utopie gezeichnet: Dank dreidimensionaler Computeranimation kann die Szenografie die erstaunlichsten Ideen und Zitate aufgreifen und umsetzen: Zoomania mit seinen vier Klimazonen, die allen Tierarten Repräsentanz in ihrer Hauptstadt ermöglichen, wird wie die Fahrt durch einen paradiesischen Freizeitpark umgesetzt und das Stadtbild kann sich nicht weniger als mit Metropolis, Atlantis und Babel messen. Dieser Ort ist ein Sinnbild für die hohen Ideale dieser besten aller Tierwelten, die sich, um bestehen zu können, mit ihrem blinden Fleck konfrontieren muss. Mit „Zoomania“ wird den Fragen und Gefahren einer (möglichst) freien und offenen Gesellschaft nachgegangen. Der Zuschauer sollte dabei jedoch immer im Hinterkopf behalten, dass diese nur bestehen kann, weil die Raubtiere ihre Natur, andere Tiere zu jagen und zu töten, abgelegt haben und sich nicht länger ihren Instinkten unterwerfen und die Beutetiere auf diese beeindruckende Kulturleistung vertrauen.

Wie in jeder Fabel stehen die Tiere in „Zoomania“ für Menschen und bilden diese facettenreich ab. Wo Vertrauen nach außen zu sehen ist, verbirgt sich noch immer tiefes Misstrauen in den Tieren: Beide Seiten diskriminieren und verdächtigen einander immer wieder. Beutetiere sehen in den Raubtieren noch immer gemeine Mörder und einige Raubtiere bedrohen und erpressen weiterhin ängstliche Beutetiere. Die alten Wunden scheinen noch nicht vergessen und neue Konflikte entstehen. Das schillernde, öffentliche Bild wie es in Massen-Medien und Politik produziert wird sowie die ernüchternden privaten Erfahrungen und Meinungen der Bürger, werden so in ihrer Widersprüchlichkeit aufgezeigt. Doch „Zoomania“ macht auf dieser Ebene, die für einen Hollywood-Film (und erst recht für einen Familien-Trickfilm) schon sehr anspruchsvoll wäre, noch lange nicht Halt: Stück für Stück bohrt sich die Handlung tiefer in wichtige Fragestellungen an moderne, kapitalistisch-demokratische Gesellschaften mit ihrem Ideal der Freiheit.

Neben dem Raubtier-Beutetier-Konflikt widmet sich der Film in seiner Utopie-Auslotung aber auch den physischen Unterschieden der Tiere. In Zoomania gibt es alle Kulturgüter und -schätze für jede Tierart mit ihren jeweiligen Bedürfnissen: Kleine Tiere haben eigene, kleine Straßen und kleine Stadtteile, Nilpferde bewegen sich auf Wasserstraßen fort, Hamster in Hamster-Aufzügen, Giraffen bekommen ihre Chai-Latte in die Höhe serviert und jede Tierart hat eigene Smartphone-Größen. All diese Aspekte werden in der Geschichte eines weiblichen Häschens, das den Traum realisiert, der erste Hase im Polizeidienst von Zoomania zu werden und ihren Abenteuern und Konflikten mit einem ernüchterten Fuchs ausgelotet. Hier gelingt den Machern ein Coup: Mit seiner Protagonistin dringt der Film vor bis an die aktuell relevanten Fragestellungen im Bereich der Geschlechter und ihrer Bewertung innerhalb moderner, vermeintlich offener Gesellschaften.

„Zoomania“ schafft es mit seinem proaktiven und positiven Tier-Menschen-Bild, den Glauben an eine bessere, fairere und mutigere Welt nicht als faulen Traum zu entlarven, sondern zeigt dem Publikum diesen als ehrliche Option, die aus der Gesellschaft entstehen kann. Friedliche Koexistenz wird hier zum natürlichen Leitmotiv von Kulturwesen, für das sich nicht nur erfundene Tiere vereint einsetzen sollten. „Zoomania“ ist ein anspruchsvoller Appell für eine bessere Gegenwart, der zu unterhalten weiß.

 

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Zoomania

 

FACTS

Titel:

Zoomania

Kinostart:

03.03.2016

Regie:

Byron Howard, Rich Moore

Drehbuch:

Jared Bush, Phil Johnston

Szenenbild:

Dan Cooper, David Goetz

Fotos:

Links: