Interviews
Louisa Georg und Sadrick Schmidt über den vlow!award und ihr Studium
LOUISA GEORG, SADRICK SCHMIDT, EXHIBITION DESIGN INSTITUTE
Beim diesjährigen vlow! Award stehen insgesamt 15 internationale Designteams im Wettbewerb um die Inszenierung fünf öffentlicher Räume im Vorarlberg. Jeweils drei Teams – ein international tätiges Büro, das von außen kommt; ein Team aus der Region, das den Innenblick einbringt sowie ein Team aus Studierenden, das die junge Perspektive ergänzt – treten somit gegeneinander an. Dabei ist es das erklärte Ziel der Teilnehmer, für die fünf Vorarlberger Städte bzw. Gemeinden Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Hard und Hohenems ein gelungenes räumliches Kommunikationskonzept zur Orientierung, Vermittlung und Inszenierung der urbanen Qualitäten zu erarbeiten.
PLOT begleitet die Arbeit am Projekt Hohenems. Dafür haben wir die drei gegeneinander antretenden Teams, L2M3 Sascha Lobe, Stuttgart, die ARGE aus Kairos, Regionalentwicklung; Integral Ruedi Baur, Signaletik; Bernhard Breuer, Architektur und die Fachhochschule Düsseldorf, Exhibition Design Institute zunächst zu Ihrer Arbeitsweise befragt – bevor wir hier auch Ihre Entwürfe und die Juryentscheidung vorstellen. Den Anfang machen heute Louisa Georg und Sadrick Schmidt vom Master-Studiengang Exhibition Design, die uns ganz gespannt auf Ihre Arbeit machen!
Die Fragen stellte Sabine Marinescu.
Louisa und Sadrick, das Exhibition Design Institute der Hochschule Düsseldorf bietet seit 2008 den Master-Studiengang Exhibition Design an. Interdisziplinarität wird bei Euch – laut Studienbeschreibung – gelebt: Abgesehen davon, dass die Studierenden aus unterschiedlichen Bereichen (Kommunikationsdesign, Produktdesign, Architektur und Innenarchitektur) kommen, arbeitet Ihr punktuell mit anderen Gestaltungsdisziplinen der Schule zusammen. Wie kann man sich das konkret vorstellen? Realisiert Ihr auch gemeinsame Projekte?
Das Exhibition Design Institute befindet sich schon von Seiten seiner Organisation zwischen zwei Fachbereichen – dem Fachbereich Design auf der einen und dem Fachbereich Architektur auf der anderen Seite. Unsere Professoren, die aus diesen beiden Fachrichtungen kommend am edi lehren, leben somit schon ein gewisses Maß an Interdisziplinarität vor und fordern die gleiche Aufgeschlossenheit auch von uns Studenten. Für uns bedeutet das, dass wir von den verschiedenen fachlichen Hintergründen unserer Kommilitonen insofern profitieren, als dass jeder seine eigenen Kompetenzen innerhalb des Masters erweitern kann, wir einander aber auch mit unseren jeweiligen Stärken behilflich sind. Innerhalb eines Projektes können so die Architekten anderes Wissen und andere Haltungen einbringen als beispielsweise die Designer. Wir lernen aber auch, Fragestellungen aus neuen Perspektiven zu betrachten und zu verstehen. Darüber hinaus kann es je nach Projekt vorkommen, dass wir uns in den Fachbereichen Elektrotechnik, Maschinenbau oder Medien technische Unterstützung holen oder Kooperationen mit dem Fachbereich Soziales, den Gestaltern des Applied Art and Designs oder den Architekten entstehen.
Ihr seid von der vlow! bzw. dem Tourismusverband Vorarlberg zum vlow! Award eingeladen worden. Wie fand das Briefing statt?
Für das Exhibition Design Institute war es das erste Mal, dass Studierende am vlow! Award teilnehmen. Wir wussten aus zuvor geführten Gesprächen grob, wie der Prozess ablaufen würde, waren aber doch sehr positiv überrascht vom Einstieg in Hohenems. Sowohl die Aufgeschlossenheit aller Anwesenden als auch die Ausführlichkeit des Briefings hatten wir so nicht erwartet. Zudem waren wir erstaunt, dass ein Ort, der auf den ersten Blick sehr unscheinbar wirkte, bei genauerer Betrachtung ein erstaunliches Bewusstsein für die eigenen Stärken und Schwächen besitzt und in der Vergangenheit bereits selbst viele Gestaltungsprozesse angestoßen hatte.
Wie organisiert Ihr im Studiengang ein solches Projekt? Handelt es sich um eine Semesterarbeit? Wieviel Studierende arbeiten daran?
Wird solch ein Projekt ans Institut herangetragen, wird es zunächst allen Exhibition Design Studenten vorgestellt und je nach Zeit und Interesse bilden sich selbstorganisierte Arbeitsgruppen, die von den Professoren beratend unterstützt werden. In manchen Fällen werden Projekte auch als Kurs organisiert, aber dafür brauchen sie einen größeren Vorlauf zur Vorbereitung.
Im Fall des vlow! Awards fanden wir beide uns zusammen und haben das Projekt selbstorganisiert bearbeitet. Da wir bereits seit mehreren Jahren im Rahmen des Studiums zusammenarbeiten, waren wir als Team eingespielt und konnten uns dem Projekt trotz der alltäglichen Studienbelastung widmen. Der hauptsächlich betreuende Professor war in diesem Fall Prof. Uwe J. Reinhardt. Zudem haben wir – wie üblich am edi – als Consultancy zwei weitere edi-Professoren zur Seite gehabt, Prof. Philipp Teufel und Prof. Stefan Korschildgen.
Bei dem Projekt geht es um die Inszenierung eines Außenraums – nicht um die einer klassischen Ausstellung, einer Messe o.ä.. Gibt es für Euch einen Unterschied zu anderen Projekten? Wie habt Ihr Euch dem Thema genähert?
Wir arbeiten bei all unseren Projekten sehr konzeptionell. So haben wir viel Zeit damit verbracht, uns in die Geschichte von Hohenems einzuarbeiten, das Konzept des Museums anhand vergangener Ausstellungen zu analysieren und den Ort und seine Bedürfnisse zu verstehen. Das ausführliche Briefing hat uns dabei sehr geholfen, aber wir suchen darüber hinaus gerne nach Inhalten, die über das Offensichtliche hinausführen. „Ausstellung“ neu zu denken und unter Umständen in unbekannte Räume zu überführen, ist dabei genauso Teil jeder Fragestellung wie das experimentelle Umgehen mit den bewährten musealen Mitteln. Am Anfang eines jeden Projektes steht somit eine lange Zeit der Recherche und Aufarbeitung relevanter Inhalte, bis wir uns für einen inhaltlichen Schwerpunkt entscheiden und diesen ausarbeiten und gestalten. Einen klaren formalen Stil sehen wir bei uns allerdings nicht, eher ein starkes Interesse an inhaltsgebundener Arbeit und narrativen Momenten.
Die Aufgabestellung lautet, kurz gesagt, die Schaffung eines Erlebnisraums im Jüdischen Viertel Hohenems. Ohne zu viel von Eurem Konzept zu verraten: Inwieweit spielt die historische Aufarbeitung eine Rolle?
Wie bereits erwähnt entwickeln wir alle Projekte stark von Seiten des Inhaltes. Demnach spielte die historische Aufarbeitung eine große Rolle in unserem Konzept. Wie wir allerdings mit dieser Historie umgegangen sind, möchten wir an dieser Stelle noch nicht verraten.
Louisa und Sadrick, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!
Louisa Georg, 25 Jahre, und Sadrick Schmidt, 27 Jahre, studieren im 3. Semester Exhibition Design. Beide haben zuvor ihren BA an der FH Düsseldorf in Kommunikationsdesign gemacht und legen bei Ihrem jetzigen Masterstudiengang ihre Schwerpunkte bei Konzept, Text, Grafik und Ausstellungsgestaltung.