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Neue Welten

Frutiger

POSTED 28.03.2013
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Als ein offenes Netzwerk von Tänzern, Schauspielern, Technikern und Multimedia-Artists verwandeln
„Lawine Torrèn“ nun schon seit 1992, öffentliche Räume, wie Flughäfen, Berglandschaften oder Flüsse in einzigartige Schauplätze für Choreografien, bei denen Mensch und Maschine als gleichberechtigte Partner in ein erzählerisches Gefüge zwischen Film und Theater verwickelt werden. So ist beispielsweise das Projekt „Frutiger“ ein Prozess der Bildgestaltung und gipfelte 2012 mit einer Freiluftaufführung in Salzburg:
Als „invisible tale“ hielt es für 30 Minuten lang den Abriss der ehemaligen Universität Salzburg in performativer Archäologie fest. Sinn der szenischen Dokumentation des Abrisses ist es, sich an das Gebäude nicht einfach nur zu erinnern, denn Erinnerung dient niemandem, wenn sie nicht wirklich stattfindet, was hier durch die Performance manifestiert wurde. Normalerweise fungiert ein solcher Schauplatz als Bühne für eine zu erzählende Geschichte, jedoch wird diese Funktion mittels der performativen Archäologie umgekehrt und so dient hier die Erzählung dem Ort. Das Gebäude ist der Inhalt und die Geschichte das Gefäß.
Namensgeber für das Projekt ist der Typograph Adrian Frutiger sowie die 1975 von ihm entwickelte Schriftart. Hinzu kommt der zeitliche sowie bauliche Zusammenhang der Universität Salzburg mit dem Olympiadorf, das 1972 für die Olympischen Spiele in München errichtet wurde. Selbige hatten unter dem Schatten der damaligen Terroranschläge einiges an Glanz verloren, im Projekt „Frutiger“ sind sie aber durch ihr grafisches „Frutiger“-Erscheinungsbild ständig präsent. Aber wie können Sport, Schrift, Zeichen und Terror mit einem kühlen Abriss kombiniert werden, ohne explizit über ein heute sehr präsentes Thema, wie den Nahostkonflikt zu sinnieren? „Frutiger“ handelt von der Macht und Ohnmacht der Zeichen und zeigt Bilder in Mischtechnik: 30 % Abriss, 30 % zeitgenössischer Tanz, 20 % MEL und je 10 % Beimengungen von Olympia 1972 und Salzburger Studentenbewegung.
Die Performance selbst ist ein Duett zwischen der Tänzerin Mirjam Klebel und einem Abrissbagger, begleitet von aussagekräftigen Sätzen, die im Frutiger-Schriftschnitt an Wänden oder Fenstern angebracht sind sowie dem Gebäude selbst, das im Laufe des Zweitanzes immer weiter verschwindet und zerfällt. Den ungelenken, destruktiven und kantigen Bewegungen des Baggers steht die Tänzerin entgegen, die sich, ganz im Stile der Olympischen Spiele 1972 gekleidet, sportlich und elegant durch die Trümmer bewegt. So verschieden die beiden auch sind, so vertraut scheint ihr gemeinsames Werk, die Universität bei ihren letzten Atemzügen zu begleiten. Das Schauspiel gipfelt in immer stärkere Bewegungen der Protagonistin, bis sie schließlich selbst zur Zerstörung beiträgt und einen Stein durch ein Fenster des Gebäudes wirft, auf dem groß das Wort „Frutiger“ prangt.
Dieser letzte, destruktive Akt, bildet den Abschluss: Damit scheint der Kreis geschlossen.

FACTS

[lang_de]Projekt:

Frutiger[/lang_de][lang_en]Project:

[lang_de]Gestaltung:

Lawine Torrèn, Salzburg > www.torren.at[/lang_de][lang_en]Design:

[lang_de]Standort:

Salzburg, Östereich [/lang_de][lang_en]Location:

[lang_de]Zeitrahmen:

18. Oktober 2012[/lang_de][lang_en]Time frame:

[lang_de]Fotos:

Lukas Allmaier, Salzburg [/lang_de][lang_en]Pictures: