Ausstellungsgestaltung
Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen
Die 1994 gegründete Heinz Sielmann Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, letzte Rückzugsmöglichkeiten für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und Menschen durch persönliche Erlebnisse der Natur näher zu bringen.
Eine solche Rückzugsmöglichkeit ist auch die Naturlandschaft Groß Schauener Seen. 60 Kilometer südlich von Berlin gelegen, bietet die Seenkette einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. So auch zwei Tierarten, die ein trauriges Schicksal teilen: Fischadler und Fischotter. Sie wurden über Jahrzehnte gejagt und sind in ihrem Bestand teilweise immer noch stark geschwächt. Nachdem die Heinz Sielmann Stiftung im Raum Groß Schauen ein über 1.000 Hektar großes Areal gekauft hat, um unter anderem solchen Lebewesen eine sichere Heimat zu geben, sind Adler und Otter nun auch noch zu Hauptakteuren in der zur Naturlandschaft gehörenden Ausstellung erkoren worden: Als Fischadler Artur und Fischotterdame Ottilie begrüßen sie den Besucher in Groß Schauen, einem Stadtteil von Storkow im Landeskreis Oder-Spree. Dem Leitsatz der Heinz Sielmann Stiftung folgend – „Nur wer die Natur kennt wird sie auch schützen“ – hat die Agentur SW ARCHITECTURE unter der Leitung von Viktoria Wille dort auf dem Gelände der Fischerei Köllnitz eine Ausstellung konzipiert, die gleichermaßen auf Informationen und Erlebnisse setzt.
Um das angrenzende Gewässer umfassend darzustellen, sind vier Themenbereiche geschaffen worden: Wasser, Luft sowie die Uferzonen Röhricht und Erlenbruch. Farblich sind die Räume dabei nach dem Logo der Heinz Sielmann Stiftung in den Farben Grün, Blau und Orange gestaltet.
In den Wasser-Raum wird der Besucher durch verschiedene Sinneseindrücke geführt: leicht gluckernde Geräusche komplettieren den Eindruck, sich unter einer imaginären Wasseroberfläche zu befinden, der durch Strahler, deren Licht sich nach unten hin verliert, erzeugt wird. Die Raumgrenzen dieses Bereichs scheinen durch die vor den Wänden angebrachten Glasscheiben fast zu verschwimmen. Die Scheiben sind mit Informationen über verschiedene Wasserbewohner bestückt und auf Knopfdruck wird das entsprechende Tier beleuchtet. Als zentrales Raumelement befinden sich im Themenraum Wasser zwei Aquarien mit Fischen, die im angrenzenden See vorkommen.
Vom Wasser geht es im nächsten Raum hinein in die Uferzone. Klassische museale Elemente wie Schubkästen werden neben filmischen Beiträgen und unter Verarbeitung natürlicher Materialien wie Röhricht und Erlenbruch in Szene gesetzt. Die Pflanzen kommen ebenfalls beide an den Rändern der Groß Schauener Seen vor und bilden einen interessanten Kontrast zu den weißen Tischen, durch die sie hindurch zu stoßen scheinen. Zusammen mit der Wandgrafik ergibt sich so eine stimmige Rauminszenierung in drei Dimensionen.
Der vierte und letzte Themenraum führt in den Lebensraum Luft und ist durch teilweise indirekte Beleuchtung und Weiß als vorherrschende Farbe sehr hell gestaltet. Linien und Umrandungen in Orange greifen abermals eine der Farben des Stiftungs-Logos auf. Inhaltlich steht hier der Fischadler im Vordergrund. Neben Klappvitrinen und der Nachbildung eines Adlerhorsts existiert ein Bildschirm, der den Besucher über eine Webcam in unmittelbarer Nähe des Horsts von April bis September am Leben der Greifvögel und ihren Jungen teilhaben lässt. In der Raummitte bricht man durch stilisierte Wolken aus Gaze, um dahinter mit Blick auf das am Boden angebrachte Luftbild der Seenkette die Adlerperspektive nachzuvollziehen. Als Gegenentwurf wartet der Raum noch mit einer Lupeninstallation auf, die die kleinsten „Bewohner“ der Luft – Insekten, Pollen und Samen – ganz groß werden lässt.
Über unterschiedlichste Medien ist es SW ARCHITECTURE und der Heinz Sielmann Stiftung gelungen, am Ufer der Groß Schauener Seen, eine überaus atmosphärische und abwechslungsreiche Ausstellung zu realisieren. Audiovisuelle Elemente werden ergänzt durch zahlreiche Möglichkeiten der Interaktion, wie zum Beispiel die Möglichkeit, das Greifen des Fischadlers oder den Tastsinn des Fischotters nachzuempfinden. Bemerkenswert an der effektvollen Aufbereitung ist nicht zuletzt der äußerst begrenzte Raum, der den Machern der Ausstellung zur Verfügung stand.