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Ausstellungsgestaltung

Söldner, Bilderstürmer, Totentänzer – Mit Niklaus Manuel durch die Zeit der Reformation

POSTED 10.08.2017
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Maler, Zeichner, Literat, Politiker, Söldner und Diplomat – Niklaus Manuel (1484 – 1530) war eine vielseitig bekannte Schweizer Persönlichkeit. Sein Leben war geprägt durch den gesellschaftlichen Umbruch seiner Zeit: die Entwicklung des Buchdrucks, die Entdeckung Amerikas sowie die Reformation. In einer Sonderausstellung im Bernischen Historischen Museum, die von Valentine Koppenhöfer gestaltet wurde und von Oktober 2016 bis April 2017 zu sehen war, wurde seine Person nun noch einmal neu belebt, um Neugierige an genau jenen reformatorischen Veränderungen in der Schweiz teilhaben zu lassen.

Angelehnt an die damalige Architektur, von der Weimarer Szenografin jedoch modern und reduziert umgesetzt, wurde die Ausstellung dabei in einzelne Abschnitte aufgeteilt, die den Gebäuden einer mitteralterlichen Stadt nachempfunden waren. So liefen die Besucher durch schmale Gassen, Arkadengänge und Gewölbe aus Holz, sie betraten stimmungsvoll gestaltete Schauplätze und lernten dabei die verschiedenen Einflüsse des 15. und 16. Jahrhunderts am Beispiel der Person Niklaus Manuels und seines Lebenswerks kennen: Auf einem dunklen Friedhof wurde ihnen beispielsweise durch bewegte, lebensgroße Figuren die Allgegenwärtigkeit des Todes nähergebracht, die auch die Bilder des Malers stark prägte. Von hier aus gelangten sie in einen abstrahierten Kirchenraum, der die Funktion der spätmittelalterlichen, katholischen Kirche sowie die Aufgaben eines Künstlers in diesem System verdeutlichte. Die Formprinzipien des typischen Kunst- und Baustils wurden szenografisch auf neue und moderne Art aufgegriffen: Düster, aber dennoch bildreich und prachtvoll wirkte der Raum wie ein mittelalterlich sakraler Bau.

Durch einen farbig beleuchteten Tunnel, in dem sich bekannte Raumprinzipien aufzulösen schienen, konnten Besucher in ein komplett reformiertes und gegenteilig zum katholischen Kirchenraum gestaltetes Kirchengebäude schreiten: Hier lag der Fokus auf einer kargen, jedoch gleichzeitig erhellten Gestaltung. Die Ausstellungsstücke waren eher von Wort und Schrift geprägt und die Betrachter erlebten ein plakatives Bild der reformierten Kirche.

In der Folge lernten sie die Zerissenheit der Schweizer Bevölkerung kennen. Die umstürzlerischen Prozesse der Reformation hatten Auswirkungen auf Gesellschaft und Familie, die im letzten Teil der Ausstellung thematisiert und anhand von Malereien und Dokumenten aus Niklaus Manuels Lebenswerk veranschaulicht wurden.

Auf dem Rundgang durch das Museum wurde so die Stimmung der Schweizer Gesellschaft zur Zeit Niklaus Manuels sowie die Rolle des Künstlers darin vermittelt. Ausgelöst durch die atmosphärische Spannung zwischen den verschiedenen Räumen, bekamen die Besucher das Gefühl, direkt in das späte Mittelalter zurückversetzt zu werden. Durch die beiden kontrastierenden Gestaltungsansätze wurden ihnen gegensätzliche Standpunkte zwischen Katholiken und Protestanten sowie zwischen konservativem und fortschrittlichem Denken auf mehreren Ebenen nähergebracht.

FACTS

Projekt:

Söldner, Bilderstürmer, Totentänzer – Mit Niklaus Manuel durch die Zeit der Reformation, Bern (CH)

Gestaltung:

szenographie valentine koppenhöfer, Weimar (DE) > www.valentinek.de

Standort:

Bernisches Historisches Museum, Bern (CH) > www.bhm.ch

Zeitrahmen:

Oktober 2016 – April 2017

Auftraggeber:

Bernisches Historisches Museum, Bern (CH) > www.bhm.ch

Fotos:

Christine Moor, Bernisches Historisches Museum, Bern (CH) > www.bhm.ch