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Interviews

Carsten Dempewolf über Ausstellungen für Kinder

POSTED 05.05.2011
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Herr Dempewolf, als Sie 1994 die Gruppe für Gestaltung (GfG) mitbegründeten, waren Sie 21 Jahre jung. Wie kam es zu diesem Zusammenschluss und was waren Ihre Ziele?

Ich war noch jung und die Ziele entsprechend offen. Ich hatte wohl einen großen Drang, etwas aus eigener Kraft zu schaffen und zu gestalten. Nach meiner Ausbildung zum Mechaniker und meinem Fachabitur für Bildhauerei war die GfG damals auch nur ein Teil meines Lebens – neben zahlreichen Praktika in verschiedenen Handwerksberufen und einem beginnenden Architekturstudium.
Hanke Homburg, Stephan Kappen, Thomas Kleiner, Christian Padeffke und Björn Voigt habe ich dann im Dunstkreis der Hochschule für Künste in Bremen getroffen, an der ich mich, auch ohne dort zu studieren, viel aufgehalten habe. Mich begeisterte damals die Möglichkeit, von meinen Partnern zu lernen, deren Gestaltungsfächer besser zu verstehen und gemeinsam Projekte anzugehen.

 

Die GfG gilt heute als eine Art Schweizer Taschenmesser unter den Gestaltern: Von Print- über Web- bis hin zum Ausstellungsdesign reichen Ihre Kompetenzen. Worin sehen Sie darin Ihre Vorteile gegenüber Agenturen, die sich ausschließlich mit Szenografie beschäftigen?

Wir sind sechs Geschäftsführer – daher vielleicht eher sechs einfache Taschenmesser, die gut miteinander arbeiten können. Mein Anliegen ist die inhaltliche Gestaltung von Räumen und ich stehe dabei übergreifend für den roten Faden des Gestaltungskonzepts und fachlich für die Ausstellungs- und Innenarchitektur. Dabei braucht es auch immer das Zusammenwirken von Grafikern, Multimediagestaltern, Produktionern und Innenarchitekten, um am Ende zu einem schlüssigen und funktionierenden Ergebnis zu kommen. Dabei finde ich den Input anderer Sicht- und Denkweisen für meine eigene Arbeit sehr bereichernd.

 

Die experimenta in Heilbronn ist nicht das erste Science Center, das von Ihrem Team geplant wurde. So entwickelte die GfG über vier Jahre hinweg verschiedene Ausstellungseinheiten für das Deutsche Technikmuseum in Berlin. Inwiefern war die experimenta nun etwas Besonderes? 

Das Deutsche Technikmuseum in Berlin ist als Museum stark an das Sammeln, Bewahren und Ausstellen gebunden – ein Science Center wie die experimenta verschreibt sich komplett der interaktiven Wissensvermittlung: Hier tritt an die Stelle des Bewahrens und Schützens die Einladung, etwas anzufassen und auszuprobieren. Die im Museum gegebene, auratische Wirkung eines Originals wird in einem Science Center durch inhaltliche Szenografie sowie einladende und aktivierende Exponate ersetzt.
Obwohl beide Aufgaben mir Spaß machen und ich mich über die aktuelle Entwicklung freue, in denen museale mit künstlerischen und interaktiven Aspekten zu vielschichtigen Erlebnissen werden, ist es für mich trotzdem wichtig, Profil zu wahren und ein Museum nicht komplett interaktiv gestalten zu wollen.

 

Gibt es eigentlich Unterschiede, wenn man eine Ausstellung speziell für Kinder plant? Zum Beispiel besondere Materialien oder eine andere Besucherführung?

Bezüglich der Materialien gibt es keine Besonderheiten für Kinder, doch wegen des interaktiven Charakters eines Science Centers, wie der experimenta, sind hohe Anforderungen an Sicherheit und Robustheit zu gewährleisten. Die Grenzen zwischen dem Exponat und dem Raum vermischen sich, so dass alles zur Interaktion einlädt. Da eine Ausstellung nur aus abgerundetem Edelstahl jedoch keinen Besucher glücklich macht und das Ausstellungserlebnis stark einschränkt, bleibt es jedes Mal ein Experimentierfeld. Gestaltet man zu robust und sicherheitsbedacht läuft man Gefahr zu provozieren, wobei die eher ästhetisch überzeugenden Objekte intuitiv vorsichtiger behandelt werden. Trotzdem muss man die Lust der Besucher an Bewegung und Entdeckungen in der Planung berücksichtigen und sich über jede, auch nicht sichtbare, Nische Gedanken machen. Uns interessieren bei unserer Arbeit besonders „echte“ Materialien und Texturen. Oberflächen, die rau, kalt, warm oder wellig sind, sind sinnliche Erlebnisse, die zur Interaktion einladen und zudem die Atmosphäre generell entspannen.
Die Besucherführung lässt sich generell nicht ausschließlich entlang eines vorgegebenen Erzählstrangs lenken, daher ist unser Ziel zwar eine inhaltliche Richtung vorzugeben, dabei aber viele Wege zu ermöglichen, um den Besucher frei und entsprechend seiner Interessen und Bedürfnisse die Ausstellung erleben zu lassen. Ähnlich verhält es sich auch bei der Strukturierung der Inhalte. Auch hier versuchen wir, durch verschiedene Ebenen und deren Verdichtung in die Tiefe, verschiedenen Interessen entgegenzukommen und keinen „Zwang” auszuüben. Die inhaltliche Kette beginnt beim Raum, verdichtet sich zum beinahe selbst erklärend gestalteten Exponat und setzt sich in vertiefenden Texten und Bildern bis hin zum Multimediaarchiv fort.

 

Haben Sie denn bei der experimenta in Heilbronn mit Pädagogen zusammengearbeitet?

Wir haben im Auftrag und mit der Petri und Tiemann GmbH zusammengearbeitet, die neben der Projektsteuerung auch die inhaltliche Konzeption und das pädagogische Konzept verantwortete. Zudem gab es eine Expertenkommission, die Fachwissen über ortsbezogene Spezialgebiete beisteuerte und sich um die Vernetzung ins regionale Bildungssystem kümmerte. Zusätzlich zu den pädagogischen Programmen kommt der Ausbildung und Schulung von Scouts (Gruppenführer durch die Ausstellung) im laufenden Betrieb eine hohe Bedeutung zu.

 

Das Thema „Talentsuche“ gilt als roter Faden der Ausstellung. Mit welchen Mitteln versuchen Sie, die Kinder neugierig auf ihr jeweiliges Talent zu machen und wie werden diese dann gefordert?

Die Talentsuche wird dem Besucher im Einführungskino erklärt und kann freiwillig als Ergänzung zur eigentlichen Ausstellung wahrgenommen werden. Eingefügt in die übergeordneten Themen der Ausstellung werden hier über interaktive und mediale Exponate die besonderen Talente der Besucher herausgestellt. Fragen wie „Bist du musikalisch?“, „Schreibst du gerne Geschichten?“ oder „Spielst du gerne im Team?“ werden so über Fähigkeit und Interessen beantwortet. Am Ende steht dann eine Auswertung, in welcher der Besucher sein besonderes Talent erkennen kann. In den folgenden Talentschmieden kann er sich im Texten, Konstruieren und Programmieren von Robotern oder im Arbeiten in einem Musikstudio ausprobieren.


Vielen Dank für diese interessanten Einblicke in Ihre Arbeit und dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.

FACTS

[lang_de]Person:

Carsten Dempewolf wurde 1973 in Bramstedt in der Nähe von Bremen geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
[/lang_de][lang_en]Person:

[lang_de]Auszeichnungen:

iF design award, red dot design award, DDC award[/lang_de][lang_en]Awards:

[lang_de]Kontakt:

www.gfg-bremen.de[/lang_de][lang_en]Contact:

[lang_de]Fotos:

GfG / Gruppe für Gestaltung GmbH, Bremen[/lang_de][lang_en]Photos: