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Interviews

ULF EBERSPÄCHER ÜBER DAS FIFA-MUSEUM UND DAS THEMA SPORT BEI TRIAD

POSTED 10.11.2016
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„Am liebsten hätten wir natürlich Rasen gepflanzt!“

 

Wenn es um den Weltfußballverband FIFA geht, dann ist journalistische Kritik meist nicht weit – zu viele gut gestellte Fragen rund um Organisation und Machenschaften stehen da im Raum. Nichtsdestotrotz gibt es auch Positives zu berichten: Seit Anfang 2016 hat in Zürich das FIFA World Football Museum seine Tore geöffnet. Mit dem Deutschen Fußballmuseum (DFM) in Dortmund ist es das zweite Sport-Museum, das nicht nur Unternehmensgeschichte(n) erzählt, sondern auch von den Kreativen von TRIAD gestaltet wurde. Dabei wird die Begeisterung der Berliner Agentur für das Spiel um das runde Leder in jedem Detail sichtbar – weshalb wir uns zur Eröffnung des FIFA-Museums im Februar 2016 mit dem verantwortlichen Kreativ-Direktor Ulf Eberspächer über Fußball, Religion und szenografische Konzepte unterhalten haben.


Die Fragen stellte Andreas Finger.
 

 

Ulf Eberspächer, gemeinsam mit dem Deutschen Fußballmuseum, das 2015 eröffnet wurde, stellt das FIFA World Football Museum ein neues Format bei TRIAD dar. Entsteht bei Euch denn eine neue Sparte im Bereich der Sport-Museen?

Aufgrund der jahrelangen Beschäftigung mit beiden Museen haben wir so viel Expertise gesammelt, dass wir tatsächlich den Bereich „Sport“ bei uns als festen Bestandteil in unsere Arbeit aufgenommen haben. Sport ist ein soziales, politisches und vor allem weltweit ein wahnsinnig spannendes und faszinierendes Thema, denn die enorme Bandbreite des Sujets erlaubt eine sehr differenzierte Auseinandersetzung mit der Passion vieler Menschen. Zudem haben wir eine Vielzahl neuer multimedialer und interaktiver Formate entwickelt, die natürlich auch für andere Institutionen, Verbände und Sportarten eingesetzt werden können.

 

Sind denn schon weitere Sport-Projekte geplant oder ist das noch Zukunftsmusik?

Aktuell arbeiten wir an einem größeren Projekt im Mittleren Osten, das wir allerdings noch nicht kommunizieren können. Was uns dabei aber vor allem reizt, ist die Aufgabe, nicht nur das Thema Fußball, sondern auch andere Sportarten und den Sport im Allgemeinen weiter zu fassen. Gemeinsam mit den jeweiligen Verbänden, Institutionen sowie den Akteuren, die für dieses Thema brennen, entwickeln wir erzählenswerte Stoffe und Geschichten, die oft nur in den Archiven oder Köpfen der Beteiligten zu finden sind, und die es verdienen, einem interessierten Publikum zugänglich gemacht zu werden. So haben wir im Zusammenhang mit der Sonderausstellung „50 Jahre Wembley – der Mythos in Momentaufnahmen“ gemeinsam mit dem DFM eine Medieninstallation konzipiert, mit der auf vier riesigen Monitoren eine völlig neue Bild- und Tonkomposition der legendären Fußball-Weltmeisterschaft von 1966 gezeigt wird.

 

Apropos erzählenswerte Geschichten: Inwieweit wart Ihr an der inhaltlichen Ausgestaltung des FIFA World Football Museums beteiligt?

Als Generalübernehmer haben wir das Museum sowohl narrativ als auch szenografisch konzipiert. Maßgebend war dabei die Prämisse, über den Sport zu sprechen und nicht über bürokratische Strukturen. Also haben wir uns nur um den Fußball gekümmert: von der ersten schriftlichen Vereinbarung bis hin zu den heutigen internationalen Regeln. Wir haben uns Fragen gestellt wie: Wie hat die FIFA den Sport geprägt? Und wie viel Fußball steckt unabhängig von der FIFA weltweit in den Menschen, für die der Ball und ihre Mannschaft das Leben bedeuten? Natürlich waren wir immer in enger Abstimmung mit den für das Museum Verantwortlichen bei der FIFA, die uns jedoch keine einschränkenden Vorgaben gemacht haben – ganz im Gegenteil.

 

Gab es dabei auch Überraschungen?

Uns hat überrascht, wie einfach und linear sich die Geschichte des internationalen Fußballs erzählen lässt: Mit dem Handschlag der beiden Kapitäne vor Spielbeginn verständigen sich die beiden Teams auf die weltweit gültigen Regeln – das ist die Voraussetzung für internationale Turniere sowie für die von der FIFA ausgerichtete Weltmeisterschaft. Bei den ersten Spielen galten noch folgende Statuten: Wenn das eine Dorf gegen das andere spielte, zählten in der ersten Halbzeit die Regeln des einen Dorfs und in der zweiten Halbzeit die Regeln des anderen. Die FIFA-Richtlinien haben dafür gesorgt, dass sich Fußball zur größten Sportart und damit einhergehend das FIFA-Turnier zum erfolgreichsten Sportereignis der Welt entwickeln konnte. Fußball begeistert Menschen auf allen Kontinenten und dringt in die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche vor. Diese Entwicklung bietet einen wunderbaren roten Faden, der sich durch das gesamte Museum zieht.

 

Wie kommt diese Erzählung denn in der Architektur zum Ausdruck? Wurde dafür ein bestehendes Design der FIFA umgesetzt oder habt Ihr ein neues entwickelt? 

TRIAD Berlin hat das Museum als Marke bewusst komplett neu entwickelt und dabei die bereits bestehende komplexe Architektur mit ihren polygonalen Räumen, Schrägen, Winkeln und Stützen in die Narration integriert. Dabei bestand eine besondere Herausforderung darin, den Rundgang konstant interessant zu halten, denn die Besucher müssen im Eingangsbereich erst sechs Meter hinunter und anschließend wieder zehn Meter nach oben gehen. Für ein Museum ist diese architektonische Vorgabe denkbar ungünstig, da der gedankliche Faden reißt, wenn Besucher Ebenen über mehrere Etagen wechseln müssen. Mit einem authentisch nachempfundenen Spielertunnel, der die Gäste wie Fußballspieler zum Anpfiff auf den Rasen führt, und einem Panorama-Aufzug, der die Ebenen wieder miteinander verbindet, ist es uns aber gelungen, die Architektur in ihrer Komplexität in unsere Besucherführung einzubetten. So verlieren die Besucher nie die Aufmerksamkeit und ihnen eröffnen sich zudem ungeahnte und überraschende Erlebnismomente im Transferbereich von der einen Ebene zur anderen.

 

Jede der drei Etagen steht dabei für eins von drei Themen, die zusammen eine große Geschichte ergeben. Wie beginnt die Narration?

Sobald die Besucher das Museum betreten, befinden sie sich im „Planet Football“. Mit riesigen Bildschirmen haben wir in einem multimedialen Panorama den Raum hier logisch erweitert. Mit von uns beauftragten Aufnahmen, die vorwiegend Amateurspieler zeigen, schicken wir die Besucher auf eine Fußball-Weltreise, mit der die Faszination für das Spiel eingefangen wird: von Kindern bis hin zu Erwachsenen, vom Straßenfußball bis hin zum Profisport – das sind alles Eindrücke, die verdeutlichen, dass Fußball ein Spiel ist, das alle spielen können, die Freude an diesem Sport haben. Zugleich führt eine große hufeisenförmige Glasvitrine – „The Rainbow“ – zu einem beeindruckenden Raumerlebnis. Hier zeigen wir alle derzeit aktuellen 211 Trikots der FIFA-Mitgliedsländer – nach Farben sortiert und damit ohne Ranking. So wird nicht nur die Vielfalt der Nationen und Länder widergespiegelt, sondern auch die multimediale Panorama-Erzählung haptisch ergänzt.

 

Um vom „Planet Football“ ins Untergeschoss zu gelangen, wurde sowohl eine Treppe als auch ein Aufzug in die Ausstellung integriert. Was hat es damit auf sich?

Die Wege nach unten und nach oben waren eine Wahnsinnsherausforderung, um die Besucher so zu führen, dass sie aufmerksam bleiben. Also haben wir den eingangs bereits angesprochenen Stadiontunnel nachgebaut, der die Besucher wie Spieler auf ihrem Weg auf das Spielfeld mitnimmt. Dafür haben wir auf Bolzplätzen weltweit Fußball-Tonspuren in 26 verschiedenen Sprachen aufgenommen: Kabinenansprachen, das Herausgehen auf den Platz, den Torjubel sowie Schiedsrichterpfiffe – kurzum: die geballte emotionale Stimmung eines Fußballspiels. Die auditiven Effekte ergänzen dabei die gestalterische Idee, zwei Ebenen so miteinander zu verbinden, dass die Besucher immer im „Spiel“ bleiben.

 

Wie habt Ihr diesen Stadiontunnel baulich umgesetzt?

Der Durchgang war ursprünglich recht groß, aber durch den Einbau der Garderobe wurde daraus ein Trichter, der oben zwar sechs Meter breit blieb, nach unten aber immer enger wurde. Also haben wir uns entschieden, mit dem Raum auch die Geschichte zu verdichten und entlassen die Besucher aus einer zwei mal zwei Meter kleinen Öffnung direkt in einen runden, fünf Meter hohen Raum. Durch wandgroße Spiegel wird hier zudem die Illusion eines Durchmessers von 22 Metern erzeugt sowie das Fundament des Weltfußballs präsentiert. Das Ergebnis ist ein großartiger Moment des Staunens.

 

Dank dieser Spiegelung sowie einer gigantischen, interaktiven Weltkarte wird dem runden Raum auf jeden Fall etwas Atlashaftes und Ehrwürdiges verliehen …

Genau! Das ist die Idee, die dahinter steht. Hier in diesem Raum befindet sich der Grundstein des Profi-Fußballs: die Mission der Gründerväter, die Gründungsurkunde der FIFA sowie die Regeln und Statuten, die dem Spiel bis heute das Fundament geben. Die großflächige, interaktive Weltkarte, die alle FIFA-Mitgliedsländer verortet, zeigt zudem den aktuellen Stand der globalen Fußballentwicklung auf, und die Besucher können hier mittels einer digitalen Lupe durch die Fußballwelt navigieren. Neben einem kurzen Video und allgemeinen Informationen zum Landesverband werden außerdem Statistiken sowie Platzierungen der Nationalmannschaft visualisiert.

 

Daran anschließend folgt dann das, was Besucher von einem Welt-Fußballmuseum erwarten: die Erzählung aller Weltmeisterschaften. Wie habt Ihr das umgesetzt?

Der Pilgerpfad für jeden Fan ist der Weg ins Stadion. Wir haben diesen Weg als Ausgangspunkt genommen und rechts und links davon alle Weltmeisterschaften der Frauen und Männer inszeniert. Für die WM-Geschichte haben wir dabei keine Enzyklopädie entwickelt, sondern Künstler gebeten, uns jeweils eine Weltmeisterschaft zu illustrieren. Damit schaffen wir eine neue Art der Vermittlung, die darin besteht, die Geschichten anders und nicht wie schon überall gesehen zu präsentieren. Interaktive Stationen ergänzen zudem spielerisch diesen logistisch spannenden Raum, da sich die Besucher hier auf dem gesamten Weg zum „Stadion“ frei bewegen und inspirieren lassen können.

 

Wie geht es weiter: Was passiert im Stadion?

Vor dem Stadion befindet sich ein freier Bereich mit Wartezone für die Besucher in Form einer Tribüne, die mit Original-Sitzschalen der verschiedenen WM-Stadien – von der Allianz Arena in München bis hin zum Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro – bestückt ist. Das Stadion selbst ist dabei ein 180-Grad-Panorama-Kino, in dem die Fans eindrucksvoll die besten und emotionalsten Szenen aus allen WM-Finals hautnah miterleben können. Nach der Show im Stadion folgt dann die zweite logistische Lösung, um die Besucher ohne Unterbrechung der Narration von unten nach oben zu leiten: Wo zuvor die Projektion war, öffnen sich unmittelbar nach der Show zwei große Türen, und die Besucher werden direkt in einen Panorama-Aufzug geführt. Den meisten Gästen ist in diesem Augenblick nicht ganz bewusst, wo genau sie sich gerade im Gebäude befinden, sodass das Betreten der Aufzugskabine ein echtes Überraschungsmoment darstellt. Der Aufzug fährt dann direkt an den LED-Screens im Erdgeschoss vorbei und die Besucher werden Teil der medialen Inszenierung. Auf der Fahrt in den ersten Stock bietet sich zudem eine neue Perspektive auf die „Rainbow-Vitrine“ sowie den Eingangsbereich im Erdgeschoss – ein faszinierender Blick bevor die Gäste dann nach oben in eine völlig neue Welt entlassen werden. Für mich persönlich ist dieser „Flug“ durch die drei Ebenen des Museums der beste Moment.

 

Kann denn daraufhin noch etwas folgen?

Natürlich! Anschließend führen wir die Besucher auf ein riesiges, interaktives Fußballfeld für das wir Gummigranulat verwendet haben – ein Sportboden, den jeder kennt. Am liebsten hätten wir aber natürlich Rasen gepflanzt! Damit wollen wir eine konsistente Narration mit Überraschungen wahren und gleichzeitig emotional und interaktiv vermitteln, dass Fußball nicht einfach nur aus Bällen, Schuhen, Trikots und Spielszenen besteht, sondern dass dieser Sport Menschen verbindet und für viele eine Lebenseinstellung ist – ein Gefühl, das sich in allen Teilen der Ausstellung erleben lässt.

 

Im ganzen Museum werden Frauen- und Männerfußball parallel dargestellt. Warum spielt im Show-Stadion der Frauenfußball keine Rolle mehr?

Bis zum Stadion werden Frauen- und Männerfußball völlig gleichwertig erzählt, obwohl Frauenfußball in der Welt oftmals völlig anders wahrgenommen wird. Die Öffentlichkeit geht davon aus, dass es ein anderer Sport und damit nicht vergleichbar ist. Ich finde es eine starke Geste, beides parallel zu erzählen. Das Fehlen im Stadion hängt damit zusammen, dass es im Profi-Bereich bei den Männern eine viel größere Historie und somit wesentlich mehr Material gibt, das Emotionen bei den Besuchern weckt: Die Frauen-WM besteht erst seit 1990. Aber der Einwand ist durchaus eine Anregung für die Weiterentwicklung.

 

Gab es bei der Konzeption der Ausstellung inhaltliche Aspekte, die von der FIFA vorgegeben oder sogar ausgespart wurden?

Letzteres nicht, aber es gab inhaltliche Vorgaben basierend auf dem FIFA-Motto „For the Game. For the World“. Die FIFA hat ein Bild von sich selbst und von dem, was sie für die Fußballwelt tut. Für uns war aber immer klar, dass es nicht darum geht, diese Statuten in etwas zu übersetzen, was gelesen und gelernt wird, sondern darum, etwas objektiv zu erzählen. Das Museum lässt die Besucher selbst bewerten – dies ist unsere Art, Geschichten zu vermitteln.

 

Falls noch nicht vorhanden, wird im Museum auf jeden Fall große Euphorie geweckt und es heißt ja, dass Fußball eine Religion sei. Lassen sich denn Parallelen in der Arbeit an Fußball- und kirchlichen Projekten erkennen?

Ich glaube, dass Fußball etwas entspannter ist als Religion – vielleicht weniger ernst am Ende. Wichtig ist, wie etwas erzählt wird, um allen zu entsprechen. Um es andersherum zu formulieren: Wir hatten und haben einen enormen Respekt vor der Rückmeldung des Publikums, denn wir nehmen für uns in Anspruch, dem Thema „Weltfußball“ mit unserer Erzählung gerecht zu werden. In wenigen Bereichen gibt es weltweit so viele Experten, weshalb es Mut erfordert, sich mit einer eigenen Interpretation der Öffentlichkeit zu stellen. Daher würde ich sagen, dass sich die Befindlichkeiten weniger gleichen, es aber eine ähnlich große Aufgabe ist, den richtigen Ton zu treffen.

 

Und gibt es in Bezug auf das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund Gemeinsamkeiten oder ist dieses als eigenständiges Projekt zu sehen?

Es gibt keine absichtlichen Gemeinsamkeiten, aber natürlich liegen gewisse Parallelen in der Natur der Sache. Wir haben bewusst zwei völlig getrennte Teams eingesetzt, sodass die beiden Museen komplett neu entwickelt wurden. Das DFB-Museum ist viel anekdotischer. Hier funktioniert die Narration über zwei Halbzeiten: erste Halbzeit – Nationalmannschaft; zweite Halbzeit – Vereinsfußball. Dabei werden beide Themen multiperspektivisch erzählt und wie in einem echten Spiel von den „Magic Moments“ unterbrochen. Das FIFA-Museum ist dagegen von Natur aus internationaler. So haben wir zwei völlig unterschiedliche Fußball-Erlebniswelten für die Besucher geschaffen, und für jedes der beiden Museen wurde dabei eine optimale Ausprägung und Inszenierung der Inhalte gefunden.

 

Gab es bei Euch denn eine besondere Fußball-Leidenschaft und daher große Freude daran, diese Museen endlich umsetzen zu dürfen?

Ja klar! Lutz Engelke, unser Geschäftsführer, ist ein absoluter Fußball-Fanatiker und spielt auch selbst. Das Deutsche Fußballmuseum war ein persönlicher Traum von ihm. Wir sind über 200 Leute, von denen mindestens die Hälfte zeitweise an Fußball-Projekten gearbeitet hat. Sowohl für das DFM als auch für das FIFA-Museum haben wir mediale Inhalte produziert und dementsprechend unzählige Stunden Fußball-Material gesammelt und vor allem angeschaut. Fußball und allgemein Sport sind also definitiv Herzensangelegenheiten bei TRIAD.

 

Wie kommt Ihr zu einer szenografischen Linie, wenn neue Konzepte wie diese Sport-Museen angepackt werden? Woraus schöpft Ihr und wie entwickelt Ihr neue Ideen?

Eigentlich kommt eine Ausstellung immer aus dem jeweiligen Inhalt und der individuellen Geschichte, die erzählt werden soll. Darüber wird dann eine Dramaturgie gelegt, um die Erzählung für alle spannend zu machen. Wir versuchen, den Kern der Idee zu entdecken, diesen in den räumlichen Gegebenheiten umzusetzen und weiterzugeben. In diesem Fall: „Die ganze Welt ist Fußball.“ Je einfacher die Idee, desto besser ist sie. Wenn ich eine Idee mit einem dicken Filzstift auf eine Serviette zeichnen kann und der Betrachter sie sofort versteht, dann ist es eine gute Idee. Und wenn diese in einem fertigen Museum für die Besucher verständlich verwirklicht wurde, dann wurde ein guter Job gemacht.

 

Sticht das FIFA-Museum denn in der Geschichte von TRIAD als Meilenstein hervor?

Sicherlich ist das FIFA World Football Museum für uns ein ganz besonderes Highlight. Mit TRIAD Berlin und TRIAD China haben wir jedoch bereits so viele unterschiedliche Projekte umgesetzt, dass ein Vergleich ebenso schwer ist wie ein einziges Museum als Meilenstein hervorzuheben. Aber klar: Das Thema Fußball ist unglaublich attraktiv und emotional. Wir hatten ein sehr gutes Format, bei dem wir frei arbeiten konnten und zudem einen äußerst angenehmen Kunden, der sehr klare und gut umsetzbare Entscheidungen getroffen hat, uns aber auch vertraute. Die Renderings, die zwei Jahre vor Baubeginn entstanden, unterscheiden sich kaum vom fertigen Museum: Wir haben es geschafft, unseren ersten Entwurf bis zum Ende durchzubringen. Das ist eine starke Leistung, die aber auch der wirklich guten Zusammenarbeit mit s a m Architekten aus Zürich geschuldet ist. Die Architektur ist hochkomplex und war eine große Herausforderung für die Baustruktur: Ein Bau der 1970er-Jahre, in den wir eine riesige moderne Erzählmaschine reingepresst haben, darunter unter anderem die komplette Klimatechnik, die neu geplant werden musste. Dank der ausgezeichneten Kooperation konnten wir jedoch trotzdem weiter planen und umsetzen, während die Architekten die Bedingungen für den Innenausbau schufen.

Ich bin davon überzeugt, dass dieser besondere Ort immer ein Besuchermagnet bleiben wird, und wenn mein Sohn in einigen Jahren soweit ist, dann möchte ich mit ihm dort hinfahren und mit ihm im „Pinball-Bereich“ Bälle kicken oder in der „Soccer Dance Station“ abrocken …


Ulf Eberspächer, vielen Dank für das ausführliche Gespräch!

 

Zur Person

Ulf Eberspächer, Jahrgang 1974, studierte Design an der KISD (Köln International School of Design) und arbeitete bereits von 2004 bis 2007 bei TRIAD in Berlin als Kreativ-Direktor im Bereich Messe/Marke/Retail. Nach einem fünfjährigen Intermezzo bei den spanischen Ausstellungsgestaltern von Acciona Producciones y Diseño (APD) ist er seit 2012 erneut bei TRIAD Berlin und als Kreativ-Direktor im Bereich Ausstellung/Themenwelten tätig. Dabei betreute er viele internationale Projekte wie den Pabellón de la Navegación in Sevilla oder zuletzt das FIFA World Football Museum in Zürich.

 

FACTS

Kontakt:

Triad, Berlin (DE) > www.triad.de

Fotos:

Foto 2-8: FIFA World Football Museum, Zürich (CH) > www.de.fifamuseum.com
Foto 9-15: HG Esch, Hennef (DE) > www.hgesch.de