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Interviews

Cedric Ebener über den Art Directors Club und seine Berufung

POSTED 16.04.2018
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„In keiner anderen Disziplin vereinen sich so viele Wahrnehmungsdimensionen wie in der Kommunikation im Raum oder dem Event.“

 

Bereits 1920 wurde der Art Directors Club (ADC) in New York geboren – mit dem Ziel „höchste Ansprüche in der Werbung zu fördern und den Nachwuchs zu betreuen“. Nach diesem Vorbild ist auch 1964 in Düsseldorf der erste deutsche ADC gegründet worden. Mittlerweile hat sich jedoch viel getan in der Branche: (Werbe-)Agenturen sind vielfältiger geworden, arbeiten interdisziplinär und müssen sich sehr schnell neuen Trends in der Kommunikation annehmen. Dabei hat sich der Bereich der Kommunikation im Raum (KiR) – die PLOT ja besonders am Herzen liegt – in den vergangenen Jahren im ADC stark entwickelt – nicht zuletzt aufgrund der branchenimmanenten Interdisziplinarität. Schließlich verbindet KiR seit Jahren Architektur, Design, Grafik, Film, Sound, Performance und Dramaturgie.
Wir haben mit einem der Experten für räumliche Kommunikation gesprochen: Der Geschäftsführer der Hamburger Agentur CE+Co GmbH, Cedric Ebener, ist ADC-Vorstandsmitglied für den Fachbereich „Event und Kommunikation im Raum“ und spricht mit uns über KiR als Wettbewerbsdisziplin, den Stellenwert der räumlichen Kommunikation beim ADC und über seine Berufung als Erlebnis-Architekt.

 

Die Fragen stellten Sabine Marinescu und Lena Meyerhoff.

 

Im Wettbewerb des gerade stattfindenden ADC-Festivals ist „Räumliche Inszenierung und Event“ eine von zehn Kategorien: Welchen Stellenwert hat Kommunikation im Raum darüber hinaus im ADC?

Jedes Jahr vergeben die Mitglieder fachbereichsübergreifende Ehrentitel, so wie den „ADC Kunden des Jahres“. 2014 erhielt Bernd Naumann von Audi diese Auszeichnung für die Messestände und temporären Bauten, für die er verantwortlich zeichnet. Eine weitere Ehrung, die des Ehrenmitglieds, wurde 2015 der Designerin des russischen Raumfahrtprogrammes Galina Balaschowa, einer Architektin, zuteil. Und auch der Gewinn des Grand Prix beim ADC Wettbewerb im gleichen Jahr für die Lichtgrenze von whitevoid, zeigt, dass die Disziplin präsenter und relevanter denn je ist – und das nicht nur bei den Fachbereichsmitgliedern! Gerade die Arbeit meines Vorgängers im Vorstand, Johannes Milla, hat KiR in den vergangenen Jahren im Verband gestärkt und in den Fokus gerückt. Vor allem die durch ihn eingeführten regelmäßigen Treffen werden von den Mitgliedern rege gelebt und intensiv genutzt. Der Austausch hier belebt und inspiriert.

 

Aus welchen Bereichen setzt sich die diesjährige Wettbewerbsjury für den Bereich KiR zusammen?

Die Jurys – es sind ja insgesamt vier verschiedene allein für die Bereiche KiR und Event! – sind prominent mit kompetenten Mitgliedern aus unserem Fachbereich besetzt: Architekten, Komponisten, Designer, Regisseure, Szenografen, Konzepter, Lichtgestalter und Dramaturgen diskutieren und bewerten die eingereichten Projekte nach klaren Kriterien und mit einem transparenten Prozess. Da wir jedes Jahr mehr Spezialisten unserer Disziplin in den ADC aufnehmen, gab es für dieses Jahr auch mehr Bewerber und die Hürde in eine Jury gewählt zu werden, war höher als je zuvor. Ich freue mich dementsprechend auf spannende und intensive Diskussionen.

 

Gegründet als Club für die Werbebranche, kommen historisch betrachtet viele Mitglieder des ADC vorrangig aus der „Werbebranche“. Stimmt das noch so? Und wie verhält sich dies im Fachbereich KiR?

Dieses Klischee ist uns bekannt, aber glücklicherweise längst überholt. Und auch wenn von außerhalb des Verbands dieser Wandel nur langsam wahrgenommen wird, so ist der ADC doch ein Club von Kreativen aus allen Bereichen, die mit ihren Auftragsarbeiten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bereichern. Werbung ist dabei nur eine Disziplin von vielen, wenn auch eine prominente und wichtige. Allein die Jury-Besetzung für KiR macht deutlich, dass in unserem Bereich – genau wie in allen anderen – anerkannte und gewählte Fachleute aus unserer Branche versammelt sind.

 

Der ADC Deutschland, 1964 gegründet, etablierte den Fachbereich Kommunikation im Raum im Jahr 2010. Hat sich die Sektion aus schon bestehenden Mitgliedern formiert oder kamen die Impulse von außen?

Tatsächlich hat der ADC im Jahr 2010 erstmals überhaupt Fachbereiche eingeführt, um der Diversität der Kreativindustrie Rechnung zu tragen. Und KiR war von Anfang an dabei, hinter den Kulissen sogar federführend. So hatten die Mitglieder aus den Bereichen der räumlichen Kommunikation und Event bereits Jahre zuvor damit begonnen, fachspezifisch Mitglieder zu rekrutieren und branchenbezogene Treffen zu organisieren – kein Wunder also, dass wir nach wie vor einer der aktivsten Fachbereiche sind.

 

Inwieweit hat sich der Fachbereich KiR seit seiner Gründung gewandelt?

Ehrlich gesagt hat er sich wenig gewandelt, sondern eher etabliert und gefestigt. Inzwischen treffen wir uns viermal im Jahr, besuchen gemeinsam Leitmessen wie die Internationale Automobilausstellung (IAA) oder die EXPO, entwickeln die Wettbewerbskategorien weiter und geben zahlreiche Seminare und Fortbildungen, um auch den Nachwuchs und Fachkräfte in unserer Branche entsprechend zu fördern.

 

Im Selbstverständnis der Sektion KiR im ADC ist von Interdisziplinarität als Schlüsselbegriff die Rede: Was bedeutet das speziell für die räumliche Kommunikation?

Noch als Student habe ich die damals aus meiner Wahrnehmung aufkeimende Sparte von Markenmuseen und Erlebnisausstellungen als „Königsdisziplin“ wahrgenommen. Und ein bisschen sehe ich das noch immer so: In keiner anderen Disziplin vereinen sich so viele Wahrnehmungsdimensionen wie in der Kommunikation im Raum oder auch beim Event. Entsprechend vielschichtig sind die Fachkompetenzen innerhalb unserer Projekte gestreut. Mit der zunehmenden Marktreife von VR und AR wird das Spektrum spürbar breiter, und unsere Disziplin vernetzt sich immer intensiver mit anderen Kommunikationsformen. Interdisziplinarität ist und bleibt dabei nicht nur Schlüsselbegriff, sondern entwickelt sich meiner Meinung nach zu einer Kernkompetenz von Machern, Agenturen, Ateliers und Büros, um nachhaltig und relevant erfolgreich zu sein.

 

Wie sieht die Zukunft der KiR im ADC aus – werden Sie den Fachbereich ausbauen? Sind eventuell neue Experten als Mitglieder gefragt?

Aktuell sehe ich den größten Bedarf darin, die Kategorien im Wettbewerb relevant und praktikabel den rasanten Entwicklungen am Markt anzupassen. Da ist die Branche gerade, ehrlich gesagt, schon sehr viel weiter als wir im Club. Aber wir arbeiten dran! Wir können dabei jedoch immer nur so gut sein wie die Mitglieder, die sich bei uns engagieren. Insofern ist dies nicht nur ein diplomatisch formuliertes Interesse, sondern der ganz dringende Aufruf an all diejenigen, die mitmachen und die Branche weiterentwickeln wollen, sich beim ADC um die Mitgliedschaft zu bewerben. Wir sind hochmotiviert, allen spannenden und prägenden Machern und Gestaltern aus unseren Disziplinen den Weg in den Club zu ebnen.

 

Sie schreiben in Ihrem Lebenslauf vom Studium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Als eigentliche Berufung geben Sie jedoch Erlebnis-Architekt an. Was genau verstehen Sie darunter?

Endlich fragt das mal jemand! Ich sehe mich als Erfinder und Gestalter von Begegnungen und Erfahrungen. Die von uns erdachten Gedankenspielräume eröffnen Möglichkeiten für Menschen und Marken, in Dialog zu treten und beidseitig bereichert aus der Interaktion hervorzugehen. Damit sehe ich uns mit CE+Co im Übrigen gar nicht alleinstehend, sondern vermute, dass viele Kollegen ihr Betätigungsfeld vermutlich ganz ähnlich beschreiben würden. Vielleicht wird „Erlebnis-Architekt“ ja mal ein Ausbildungsberuf …

 

Cedric Ebner, vielen Dank für die ausführlichen Antworten!

 

Zur Person

Cedric Ebener studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK in Berlin und Architektur an der HfbK in Hamburg. Beides mit dem Ziel, in der damals noch jungen Disziplin „Kommunikation im Raum“ Maßstäbe zu setzen. 2004 stieg er bei der Hamburger Agentur eventlabs ein, wo er vier Jahre lang als Partner und Geschäftsführer den Aufstieg der Agentur zur Kreativagentur des Jahres 2005/2006 mitverantwortete. Ebener engagiert sich als Vorstandsmitglied und Juryvorsitzender im Art Directors Club Deutschland, sitzt im Beirat der BTK – Hochschule für Gestaltung und im Kuratorium der neuen CEBIT.

Im Januar 2008 gründete Cedric Ebener CE+Co. Neben seiner Position als Geschäftsführer ist er nach wie vor der Kopf der Kreativ-Abteilung. Das CE+Co-Team umfasst 15 festangestellte konzeptions- und organisationsstarke Mitarbeiter mit langjähriger Projekterfahrung. Darüber hinaus arbeitet CE+Co mit einem etablierten Netzwerk aus freiberuflichen Spezialisten verschiedener Disziplinen zusammen.


Empfehlungen für ADC-Festivalteilnehmer rund um Kommunikation im Raum:

Moving from passive observation to active immersion, Simon Gosling
Mittwoch, 18.04.2018, 14:30–15:00,
Vortrag von Futurist Simon Gosling: Er wird zum räumlichen Erlebnis von Zukunftsvisionen am Beispiel des „Unruly future Home“ sprechen, einer Vision vom Wohnen der Zukunft.

Making future places, Stuart Wood
Donnerstag, 19.04.18, 13:40–14:05

Redner Stuart Wood ist Architekt bei Heatherwick Studio. Er entwickelte den preisgekrönten UK Pavillon für die Shanghai World 2010 und begleitete die Kreation der beiden neuen Google-Firmensitze in Kalifornien.

Weitere Informationen zum Kongress-Programm hier: www.adc.de/kongress

Aktuelles Seminar für Kreative aus dem Bereich „Kommunikation im Raum: 20.04.2018, „Raumvisionen“ inklusive Besichtigung der Elbphilharmonie. Mehr Informationen zum Seminar unter www.adc.de/event/raumvisionen

 

FACTS

Kontakt:

Art Directors Club für Deutschland (ADC) e. V., Berlin (DE) > www.adc.de