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Ausstellungsgestaltung

Museum der Geschichte der polnischen Juden – POLIN

POSTED 18.11.2015
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Über eine Fläche von 4.300 Quadratmetern erstreckt sich das Museum of the History of Polish Jews (Polin) in Warschau. Seit der vollständigen Eröffnung 2014 wird hier in einer von den Architekten Nizio Design International gestalteten Schau die Geschichte der polnischen Juden erfahrbar. Zusätzlich zum übrigen Museum können auf weiteren 1.300 Quadratmetern wechselnde Sonderausstellungen besucht werden. Die Dauerausstellung wurde mit über hundert Fachleuten aus verschiedenen Bereichen entwickelt und präsentiert über acht Kapitel die gesamte Entwicklung des Judentums in Polen. Diese beginnt mit der Ankunft im Land „Polin“ als fahrende Händler im Mittelalter und spannt sich anschließend über alle Kulturepochen bis in die heutige Zeit. Das Museum selbst steht im Mittelpunkt des ehemaligen Zentrums jüdischen Lebens in Warschau, das nach der deutschen Besetzung in den 1940er Jahren zum Warschauer Ghetto wurde. Somit verweist bereits der Ort des Museums auf die behandelten Inhalte. Dieses Spiel mit Referenzen wird fortgesetzt in der von dem finnischen Architektenteam Lahdelma & Mahlamäki Oy entworfenen Architektur des Museumsgebäudes, die auf die Durchquerung des Meeres anspielt. Darüber hinaus können in der direkten Umgebung des Baus das Denkmal für den Aufstand 1943 sowie Hinweise und Tafeln mit Informationen zu Personen im Warschauer Ghetto entdeckt werden.

In den acht Abschnitten des Museums kann jeweils eine größere oder kleinere geschichtliche Epoche betrachtet werden, wobei der Fokus auf entsprechend zeitgenössischen Themen liegt. Beispielhaft verständlich und nahbar werden die Abschnitte des Museums durch Nachbauten in Original- oder Modellgröße. Zudem wird eine Vorstellung dessen erzeugt, was im Zuge der antisemitischen Eingriffe im Verlauf der Geschichte zerstört wurde und verloren ging. Erweitert werden die durch Repliken entstandenen Eindrücke durch historische Objekte – wobei nur wenige bis heute Bestand haben – sowie durch eine große Zahl von multimedialen Stationen, anhand derer zur Interaktion aufgefordert wird.

Für die Gestaltung der Räumlichkeiten sowie des Gebäudes wurden Baustoffe verwendet, die sichtbar altern und damit im Verlauf der Zeit an Ausdruck gewinnen, was auf den historischen Aspekt des Museums anspielt. Auch trägt sich damit das Spiel mit Verweisen bis in die Materialität der Ausstellungsbereiche. Diese zeichnet weiterhin eine Gestaltung aus, die zusätzlich zu den Inhalten eine Atmosphäre vermittelt, die mit dunklen Farben und zurückhaltender Beleuchtung die Intensität verstärkt. Abgewechselt wird dies mit einer nüchterner Formensprache, wodurch der Fokus zwischen Erleben und Informieren wechselt. Weitere Besonderheiten der Schau von Nizio Design sind ein interaktives Modell des Viertels Kazimierz in Krakau, großflächige Projektionen und interaktive Stationen, wodurch die geschichtliche Thematik besonders greifbar erfahren werden kann. Die Besucher erleben die historischen Epochen und deren Facetten sehr nah, was im vorletzten Abschnitt zum Holocaust, der 90% der polnischen jüdischen Bevölkerung vernichtete, die gesamte Tragweite verdeutlicht. Auch hier finden sich wieder Andeutungen auf die Örtlichkeit des Museum und den Aufstand im Warschauer Ghetto. Der letzte Teil über die Nachkriegsjahre beschäftigt sich mit der sowjetischen Besatzung und thematisiert mit einem Blick in die Zukunft abschließend das Wiedererstarken der kleinen jüdischen Gemeinde nach 1990 bis in die heutige Zeit. So präsentieren die Gestalter im Museum eine umfassende historische Schau mit einem Blick in die kommenden Jahre, während das Gebäude mit der örtlichen Umgebung die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit bewahrt und mit seiner materiellen Beschaffenheit auf die Male der Zeit verweist.

FACTS

Projekt:

Museum der Geschichte der polnischen Juden – POLIN, Warschau (PL)

Architektur:

Lahdelma & Mahlamäki Oy, Helsinki (FI) > www.ark-l-m.fi/

Gestaltung:

Nizio Design International, Warschau (PL) > www.nizio.com

Standort:

Museum der Geschichte der polnischen Juden – POLIN, Mordechaja Anielewicza St. 6, Warschau (PL) > www.polin.pl

Zeitrahmen:

seit Oktober 2014

Auftraggeber:

Association of the Jewish Historical Institute of Poland, Warschau (PL) > www.szih.org.pl
Stadt Warschau, Warschau (PL) > www.um.warszawa.pl
Polish Ministry of Culture and National Heritage Name, Warschau (PL) > www.mkidn.gov.pl

Fotos:

1, 2, 3: Krzysztof Lipinski, Warschau (PL)
4, 5, 6, 7, 8: M. Starowieyska, D.Golik, Warschau (PL)