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Clémentine Deliss und das Weltkulturenmuseum Frankfurt

POSTED 30.10.2015
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von Andreas Finger

Am 22. Mai 2015 entließ die Stadt Frankfurt Clémentine Deliss – seit 2010 amtierende Direktorin des Weltkulturen Museums – fristlos. Deliss hatte die Ausstellungsflächen und das Konzept des Museums trotz vieler kritischer Stimmen umgestaltet. Ihre neue Herangehensweise, die moderne Kunst mit historischer Recherche verband, schlug daraufhin über kommunale und nationale Grenzen hinaus Wellen. Auch in der ersten Ausgabe des MUSEeN-Magazins berichteten wir über die dort stattfindende Reaktion auf die Krise des ethnologischen Museums.
Mit der nach längerem Schweigen veröffentlichten Begründung, man sei auf eine „problematische Haushaltsführung“ gestoßen, verteidigt Felix Semmelroth, Leiter des Kulturdezernats der Stadt Frankfurt, die Entscheidung. Trotz Gerüchten, man habe auf eine Entlassung gedrängt, streitet der Oberbürgermeister Peter Feldmann jedoch ab, er oder das Personalamt seien die treibende Kraft hinter der Entscheidung gewesen und verweist wieder auf den Kulturdezernenten. Die Frankfurter Rundschau berichtet des Weiteren, dass der Kündigung monatelange Verhandlungen über eine einvernehmliche Lösung vorausgingen.
Nun geht Deliss gerichtlich gegen die Kündigung vor, auch – wie sie sagt – um ihren guten Ruf zu wahren. Die erwartete, klärende Verhandlung ist für den 4. November angesetzt, wo Deliss der Auflösung des bis März 2018 laufenden Vertrags widersprechen wird. Verteidigt wird sie dabei von Michael Hofferbert – einem bekannten linken Anwalt. Eine Sprecherin des Kulturdezernats äußerte sich wie folgt: „Jetzt müssen wir den Rechtsweg abwarten – erst dann können wir über eine neue Vergabe der Stelle entscheiden.“ Vorerst leitet die stellvertretende Direktorin Eva Raabe das Museum.

Clémentine Deliss erntete neben Kritik vor allem viel Lob für ihre Umsetzung des neuen Konzepts im Weltkulturen Museum Frankfurt. Sie setzte sich für eine Zusammenarbeit der Kustoden des Museums mit eingeladenen, internationalen Gastkünstlern ein, wodurch ein fruchtbarer Austausch zwischen wissenschaftlicher Forschung und künstlerischer Arbeit entstehen konnte. Das potentiell nicht mehr zeitgemäße Format des ethnologischen Museums gewann somit eine neue Präsenz und lässt die ausgestellten Thematiken unter dem Gesichtspunkt des Eurozentrismus aktueller verhandeln. Die Trennung der Stadt Frankfurt von Deliss erscheint vor dem Hintergrund der positiv aufgenommenen Zusammenarbeit noch unverständlicher, was durch die andauernde Unklarheit zusätzlich befeuert wird.

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