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Interviews

MOLO ÜBER MUSEEN UND DIE EIGENE FIRMA ALS PROJEKT

POSTED 08.12.2014
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„We think of the molo studio as a design project.“

 

Das kanadische Gestaltungskollektiv molo ist für seine filigranen und doch robusten Möbel und Objekte aus Papier bekannt. Doch wie kam es zur Erfindung des faltbaren Raumteilers „softwall“, der es bis ins MoMa New York geschafft hat? Und wieso eignen sich die molo-Produkte nicht nur fürs Museum, sondern auch für den Messebau? PLOT hat nachgefragt.


von Anne Horny

 

Als wir Stephanie Forsythe nach ihrem aktuellen Projekt fragen, entgegnet sie prompt: „Wir planen unsere neuen Büroräume.“ Die eigene Firma als Projekt beziehungsweise als Produkt neben anderen eigenen Produkten, Möbeln, Architektur-Projekten oder Objekten zu denken, ist für molo typisch: „Wir begreifen molo als Gestaltungsprojekt. Die Konzeption unserer neuen Büroräume wird ohne Zweifel einen riesigen Einfluss darauf haben, wie molo in Zukunft arbeiten wird, was wiederum zu neuen Ideen und schließlich neuen Produkten führen wird.“
In den kleinen Arbeitsräumen, in denen molo 2003 gegründet wurde, entstand so auch die Idee für das inzwischen erfolgreichste Produkt aus dem Hause: die „softwall“. Weil nebst ruhigem Nachdenken am eigenen Schreibtisch auch Gruppendiskussionen oder Materialexperimente zum Alltag der Gestalter gehörten, entwickelten die beiden Gründer Stephanie Forsythe und Todd McAllen eine faltbare Wand, die sich schnell auf- und wieder abbauen ließ, wenn spontan Platz geschaffen werden musste. Die Idee für alle weiteren molo-Produkte war damit geboren und es folgte bis heute eine Reihe von Kleinmöbeln wie zum Beispiel Hocker, Bänke oder Tische.

Die grundlegende Entwicklungsleistung für die ungewöhnlichen Möbel aus unterschiedlichen papierähnlichen Materialien war eine Wabenstruktur, die den papiernen Volumina hohe Stabilität verleiht und sie dennoch leichtgewichtig hält. Diese führt auch dazu, dass die Objekte ein Vielfaches ihres Eigengewichts tragen, Geräusche absorbieren und sich platzsparend einfalten lassen können. Die einzelnen Module von „softwall“ und „softblock“ lassen sich dabei mit Magneten zu beliebig langen Wandreihen verlängern oder stapeln, was sie daher auch für den Einsatz im Messebau gut eignet. Damit sind sie nicht nur nachhaltig, aufgrund der biegsamen Wabenstruktur und der Modularität der Wandsysteme sind zudem abwechslungsreiche Gestaltungselemente möglich.

Um immer wieder neue und vor allem gute Produkte zu erdenken, sei es neben der eigenen Büroumgebung von größter Wichtigkeit, immer wieder künstlerische Projekte zu realisieren und dabei nicht in erster Linie an den Profit zu denken, so Stephanie: „Indem wir Non-Profit-Projekte verfolgen, weiten wir unseren Blick, lassen unseren Gedanken freien Lauf und kommen zu ungewöhnlichen Erkenntnissen, die dann wieder ganz konkret in unsere Produkte einfließen.“ So baute molo in Zusammenarbeit mit dem Musiker Ethan Rose in der Wildnis Alaskas eine mystische Versammlungsstätte aus Schnee und Eis für das Betrachten des alaskischen Sternenhimmels.

Möglicherweise formte sich beim gemeinsamen Sitzen, Singen und Innehalten um die runde Feuerstätte in den Weiten Alaskas auch die Idee für den neuen runden Arbeitstisch, den molo gerade auf der Orgatec 2014 vorstellte. Auf die Frage welchen Sinn denn ein runder Arbeitstisch ergebe, entgegnet Stephanie: „In der Kreisform liegt keine Hierarchie. Alle sind gleich. Diese Gleichheit ist die Grundlage für jede Form von Kollaboration.“
Die Menschen hinter der Marke molo entwerfen also nicht einfach besondere Möbel, sondern experimentieren mit Ideen für ein besseres Zusammenleben und Arbeiten. Das Projekt „softhousing“ lässt dabei besonders tief in die Firmenseele blicken: Einfaltbare Wohnzellen aus Papier sollen günstige Unterbringungen für Wohnungslose in Katastrophen- oder Kriegsgebieten ermöglichen. An der Umsetzung dieses ambitionierten Vorhabens in die Realität wird allerdings noch gearbeitet. Wer sein eigenes Büro als Design-Projekt beschreibt, hat aber wohl auch kein Problem damit, schwierigeren Vorhaben als „Work in Progress“ Zeit zur nötigen Entwicklung zu geben …

 

Zu den Personen

Ihre gemeinsame Arbeit begannen Stephanie Forsythe (B.EDS, M.ARCH) und Todd McAllen (B.FA, B.EDS, M.ARCH) im Jahr 1996 als Forsythe + McAllen Design. Seit 2003 leiten sie das interdisziplinäre Gestaltungsstudio molo mit Sitz in Vancouver. Beide haben eine differenzierte Ausbildung in unterschiedlichen Gestaltungsdiszplinen genossen, darunter, Architektur, Möbeldesign sowie freie Kunst und waren bereits an veschiedenen Universitäten lehrbeauftragt.

FACTS

Kontakt:

molo design, ltd., Vancouver (CA) > molodesign.com

Fotos:

Scott Rudd; zur Verfügung gestellt von ICFF