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Ausstellungsgestaltung

Über Unterwelten – Zeichen und Zauber des anderen Raums

POSTED 05.09.2014
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Die Zeche Zollern in Dortmund ist mit ihrer historistischen Architektur und der berühmten Jugendstil-Maschinenhalle einer der schönsten Orte der Industriekultur des Ruhrgebiets. Die Ausstellung „Über Unterwelten“ wird auf über 800 Quadratmeter im ehemaligen Werkstattgebäude der Zeche gezeigt. Das Gebäude besteht aus zwei hohen Räumen, von denen der erste eine umlaufende Empore besitzt, die in einem großen Balkon mündet, der den Blick in den zweiten Raum ermöglicht.

Unterwelten sind mythische Orte. Wir nähern uns ihnen aus Begierde (z. B. nach Bodenschätzen) zugleich aber auch mit Furcht. Darin liegt das gestalterische Leitmotiv: Statt gerade, symmetrische Ausstellungswände zu bauen, war es Ziel, eine visuell komplexe, verunsichernde und fremd wirkende Architektur zu erschaffen, die nicht zuletzt deshalb aber Faszination und Neugierde weckt.

Das Bild einer riesigen Erdspalte diente als Inspiration zur Ausstellungsarchitektur – als einen abstrahierten, 30 Meter langen „Crack“, der Skulptur und Raum zugleich ist. In den Ausstellungsräumen erscheint der Crack als polygonal geformte, dunkle Felswand, vor der sich die Exponate der Ausstellung präsentieren. Der Besucher wird durch diese komplexe Architektur geleitet, in denen er große Ausstellungseinheiten, aber auch kleine, dunkle Räume innerhalb des Cracks entdecken kann.

Auf der Empore, der ersten Ausstellungseinheit, die sich frühgeschichtlicher und antiker Unterweltsvorstellungen widmet, war der Fluss Styx, der nach Vorstellung des antiken Griechenlands die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und dem Totenreich bildet, unser Leitmotiv. Die Besucher wurden mit auf eine Reise entlang des Flusses genommen in Form eines langen, gewundenen Vitrinenbandes. Wie Reflexionen auf dem Wasser, breiten sich hinterleuchtete Bilder und Exponate auf seiner Oberfläche aus.

Eine rund 15 Meter breite und bis zu 4 Metern hohe, überhängende Vitrine mit idealisierenden Skulpturen von Bergleuten und deren Schutzheilige thront auf dem Balkon. Durch diese Großraum-Vitrine blickt man auf die Ausstellung, die sich 40 Meter tief in den Raum unter dem Balkon erstreckt. Orange, die Farbe von brennender Kohle und glühendem Stahl, kontrastiert zu dem Schwarz des Bergbaus.

Den unteren Ausstellungsraum betritt der Besucher durch einen dunklen, schmalen Gang. Sobald er diesen verlassen hat, befindet er sich in der Ausstellungseinheit „Bergbau“. Zentrales Motiv ist hier die Vitrine zu den Gefahren des Bergbaus in Form einer gewaltigen Explosion. Ihr gegenüber befindet sich eine in Gold gestaltete Vitrine mit den „Schätzen des schwarzen Goldes“, also mit Industrieprodukten der 1950er bis 1970er Jahre, die aus dem Rohstoff Kohle gewonnen wurden.

Als gestalterisches Grundmotiv des Themas „Versorgung“ wurde das Rohr gewählt. So kann der Besucher durch eine Gucklochwand historische Brunnen und in Rohren präsentierte Leuchtbilder betrachten. An der Stelle des Übergangs zur Ausstellungseinheit „Entsorgung“ ist ein besonders sinnfälliges Exponat platziert: Das erste Wasserklosett.

Im Untergrund unter Dortmund befindet sich ein von den Nazis errichtetes Tunnelsystem. Die wechselvolle Geschichte dieses Bauwerkes, das u. a. während des Krieges als Luftschutzbunker und danach als Lazarett genutzt wurde, wird durch ausgewählte historische Groß-Fotografien präsentiert. In einem kleinen Innenraum kommen Zeitzeugen mittels Videos zu Wort, die so zusammen geschnitten sind, dass scheinbar ein Gespräch unter den Interviewpartnern entsteht. Über der Einheit schweben Fliegerbomben und eine Videoprojektion mit Ausschnitten des Films „Bombenkrieg über Dortmund“.

Die letzte Abteilung der Ausstellung widmet sich den Themen „unterirdischer Verkehr“ und „Zukunft des Bergbaus“. Zu letzterem zählt auch das Thema Fracking, welches mittels eines großen, scheinbar in den Boden gerammten Keils inszeniert ist.

FACTS

Projekt:

Sonderausstellung “Über Unterwelten – Zeichen und Zauber des anderen Raums“

Gestaltung:

Oktober Kommunikationsdesign GmbH > www.oktober.de

Projektteam:

Rene Wynands + Silke Löhmann (GF), Nadine Koller (Ausstellungsarchitektur), Neele Schulz + Jana Steuer (Grafik) Cristina Ludewig + Ingo Neuburg (Illustrationen), Chris Jahn (Medien)

Bauherr:

LWL Industriemuseum

Standort:

Zeche Zollern, Dortmund

Zeitrahmen:

Februar 2013 – März 2014

Fotos:

Christian Nielinger, René Wynands