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Expo 2012 | Lebendiger Ozean, lebendige Küste

POSTED 08.08.2012
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Unter dem Motto „Der lebende Ozean und die Küste – Ressourcenvielfalt und nachhaltige Aktivitäten“ öffnete die Expo in Yeosu, Südkorea am 12. Mai 2012 ihre Tore. Yeosu liegt an der Südküste Koreas und noch vor wenigen Jahren war die Stadt mit ihren heute 320.000 Einwohnern ein abgelegenes Fischernest mit entsprechender Verarbeitungsindustrie. Nun ist die moderne Metropole per Hochgeschwindigkeitszug mit Seoul verbunden. Die Weltausstellung der „2.Kategorie“ oder auch „kleine Expo“ genannt, setzt sich mit der nachhaltigen Nutzung der Ozeane sowie dem Meeres- und Küstenschutz auseinander. Herzstück der Expo ist das „Big O“ (Foto 28), eine ovale Konstruktion, die aus einem künstlich geschaffenen Meeresbecken ragt und Schauplatz für eine Multimedia- und Föntanenshow ist und als schwimmende Bühne für verschiedene Konzerte und Aufführungen dient. Sehr beliebt ist auch das begehbare Expo-Aquarium (Foto 27) mit 6.000 Tonnen Wasser, das mehr als 34.000 Meeresbewohner beherbergt.

 

Ein kleiner Rundgang

Über 100 Nationen, internationale Organisationen und Firmen präsentieren sich und ihre Ideen zu grünen Technologien und Umweltschutz auf 174 Hektar Gesamtfläche mit individuellen und gemeinschaftlichen Themenpavillons.
„Aufgrund der eher geringen Größen der meisten Pavillons ist es jedoch schwierig jeweils eine Message auszumachen. Deutschland dagegen hat sich gut präsentieren können“, urteilt Miin-Yi Shen, Mitarbeiterin des Büros Triad, Besucherin der Expo und eine unserer engagierten PLOT-Korrespondentin in Asien über die Qualität der Länderausstellung. Für die inhaltliche Gestaltung des Deutschen Pavillon (Fotos 1-6) zeichnen facts and fiction aus Köln gemeinsam mit den Düsseldorfer Architekten GTP – Güttel Taranto Partner – verantwortlich. Es galt für die deutsche Länderpräsentation, die Themen den Besuchern spannend und anschaulich zu vermitteln, so dass diese einen Überblick über die Beiträge deutscher Wissenschaft und Forschung bei der Exploration und dem Erhalt der Küsten und Ozeane gewinnen können. Leitlinie des Deutschen Pavillons bildet eine eine Entdeckungsreise von der deutschen Küste bis hinab in die Tiefsee. Das Gesamtkonzept mit dem Titel „SEAVOLUTION“ – zusammengesetzt aus „sea“ und „evolution“ – erschafft eine Synthese aus den Ingenieurs-Tugenden, für die Deutschland bekannt ist. In jedem der drei Themenräume empfängt den Besucher eine eigene Atmosphäre. So beginnt etwa die Reise im ersten Ausstellungsraum „Küsten“, bei der ein Strandspaziergang angeboten wird. Strandkörbe dienen hier nicht allein als stilechte Objekte, sondern beherbergen auch Hands-On-Exponate. Nachdem die Besucher die weiteren Themenräume „Lebensraum“ und „Schatzkammer“ durchschritten haben, endet ihre Reise in der Mainshow mit einer virtuellen Tauchexpedition. Hier setzt eine vierminütige fotorealistische Computeranimation in 6-facher HD-Auflösung selbst im High-Tech verwöhnten Korea neue Maßstäbe. Bei der animierten Reise erhält der Besucher dank einer technisch aufwändigen und spektakulären Rundum-Projektion das Gefühl, in einer Glaskugel zu sitzen und in die Tiefen der Weltmeere zu sinken.

Das in Stuttgart, Amsterdam, Düsseldorf und Shanghai ansässige Büro Totems konnte seine Kompetenzen in der Ausstellungsgestaltung sogar in drei Pavillons beweisen: Algerien, die Niederlande und Belgien. Der Algerische Pavillon (Fotos 7-10) ist gestalterisch inspiriert vom „Centre des Arts et de la Culture du Palais des Rais“, einer Villa im Hafen Algiers. Vom traditionellen Mittelpunkt – dem mittig angelegten Platz – können die verschiedenen Räume, in denen Wirtschaft, Tradition und Geschichte des Landes präsentiert werden, besichtigt werden. Die Besucher erwartet eine filmische und physische Reise zur Küste im Norden des Landes und zum riesigen Sandmeer der Sahara im Süden.
Im Gegensatz zur landestypisch inspirierten Architektur im Algerischen Pavillon zeigt sich der Niederländische Pavillon als eine abstrakte Landschaft (Fotos 11-15). Mithilfe des Seefahrers Hendrick Hamel macht der Besucher Bekanntschaft mit dem holländischen Delta und entdeckt dieses einzigartige Wasserland aus der Vogelperspektive – dargestellt mit Hilfe von Flugzeug- und Satellitenaufnahmen. Gemeinsam mit Gielissen Interiors & Exhibitions gestalteten Totems eine dreidimensionale Karte der Niederlande, die das zentrale Gestaltungselement des Pavillons darstellt und durch eine Ausstellung über das so genannte Goldene Zeitalter ergänzt wird.
Der Belgische Pavillon (Fotos 16-19), als gemeinsames Projekt von Totems, Gielissen Interiors & Exhibitions und NoA Architecten, hingegen zeigt sich als Jahrmarkt – so wie er auch an der Belgischen Küste zu finden ist. Ein großes Karussell erzählt über Belgiens Geschichte, über Athleten, Modedesigner und Pralinen. Die Diamanten im Pavillon zeigen, wie die Belgier zu ihrem Status auf dem Gebiet des Diamantschleifens gelangten.

Als Sinnbild der Energie verdeutlicht der Firmenpavillon GS Caltex (Fotos 20-24) Aufgaben und Visionen des im Jahr 1967 gegründeten, koreanischen Ölkonzerns, der mehr als ein Drittel des koreanischen Ölbedarfs bedient. Neben der Ölproduktion forscht die Firma verstärkt auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und macht mit ihrem Slogan „I am Your Energy“ auf die soziale Verantwortung des Konzerns aufmerksam. Gestaltet vom Stuttgarter Atelier Brückner, bietet der Pavillon Räume, die dem Thema Energie im Einklang mit der Natur dreidimensionalen Ausdruck verleihen. Das bebaubare Volumen wird durch ein Feld aus 400 Stangen – den so genannten Blades – definiert, die sich im Wind bewegen und damit die niemals endende Bewegung der Natur symbolisieren. Das verspiegelte, sternförmige und skulptural anmutende Hauptgebäude in Mitten des Felds nimmt sich dahingegen optisch zurück. Jede Maßstäblichkeit wird vermieden, die Besucher bewegen sich individuell durch das Feld und die reflektierende Fassade erweitert den Außenbereich durch die Multiplikation der aus Vinylester, einem sehr verformungsbeständigen, transluzenten und glasverstärkten Kunststoff, bestehenden Blades. Bei Nacht beginnen die Stangen zu leuchten und der wellenförmige Lichtimpuls veranschaulicht eine energetische Verbindung des Menschen mit dem Pavillon.
Höhepunkt der Ausstellung bildet auch hier eine Mainshow mit einer 360°-Bespielung des kreisförmigen Hauptraumes. Poetische Bilder in zum Großteil reduzierter schwarz-weiß Ästhetik vermitteln hier die Verantwortungsbereitschaft des Unternehmens hinsichtlich nachhaltiger Energiekonzepte und für ein Leben im Einklang mit der Natur.

 

Abseits des Expo-Geländes

An mehreren Orten in Korea hat man sich dem Expo-Thema Ökologie und die Ozeane gewidmet und lädt auf diesem Weg auch ein, das Land weiter zu erkunden. In Gwangju etwa, knapp 120 Kilometer von Yeosu entfernt, widmet sich eine Ausstellung im Four-Rivers-Pavillon, dem gleichnamigen Projekt der Ökosanierung der vier großen Flüsse Koreas (Fotos 25, 26). Das Berliner Büro ART+COM gestaltete hierfür die Kunstinstallation „River is…“, die auf dem Prinzip der Kaustik – der Lichtbrechung auf Wasseroberflächen – basiert. Eine hochkomplexe, verchromte Facettenoberfläche stellt eine abstrahierte Momentaufnahme des Yeong San Flusses dar, an dessen Ufer der Pavillon steht. Die 23 Quadratmeter große Wellenskulptur ist komputativ gestaltet und dreidimensional gefräst. In die Oberflächenstruktur sind koreanische Schriftzeichen einkodiert, die erst mit Hilfe von Licht als Reflektion an der Wand lesbar werden. Über dem Wellenspiegel hängen zwei pendelnde Leuchten, deren Lichtstrahlen an die angrenzende Wand reflektiert werden, wo sie die Worte „River is…“ formen. Um den Satz zu vervollständigen, kann der Betrachter mit einer Taschenlampe weitere, in den Wellen kodierte Worte an der Wand lesbar machen. So gibt der Fluss seine Bedeutungen mittels Reflektion preis, und die poetische Interaktion mit dem Thema wird zum kontemplativen Moment in der Ausstellung.

„Insgesamt herrschte in Korea eine heitere Stimmung“, so Michel Casertano vom Atelier Brückner. „Zudem war ein auffälliger Trend die viele Technik in den Pavillons. Touchpads oder interaktive Installationen waren häufig vetrteten – allerdings nicht unbedingt in die Inszenierung eingebunden, sondern meist als technisches Element sichtbar. Hinzu kommen eine Vielzahl von Mainshows mit 360°-Projektionen.“

Teil 2 unserer Expo-2012-Reportage gibt es hier.

PS: Erinnern Sie sich noch an die letzte „große“ Expo? Wenn Sie noch einmal nachlesen wollen, was die Expo 2010 in Shanghai zu bieten hatte, empfehlen wir Ihnen unsere Printausgabe PLOT#6.

FACTS

[lang_de]Veranstaltung:

Expo 2012 Yeosu[/lang_de][lang_en]Event:

[lang_de]Standort:

Yeosu, Südkorea[/lang_de][lang_en]Location:

[lang_de]Zeitrahmen:

12.05.2012–12.08.2012[/lang_de][lang_en]Time frame:

[lang_de]Kontakt:

www.worldexpo2012.com[/lang_de][lang_en]Contact: